Das Buch direkt bei Amazon bestellen Tatjana Kruse
Klappe zu, Gatte tot

Kurzkrimi-Sahnehäubchen
Kbv TB
ISBN 978-3-940077-82-0

Wer sagt denn, dass Mord eine todernste Sache sein muss? Alles im Leben birgt Komik, auch der Tod. Und alles im Leben lässt sich heiter angehen, sogar ein Auftrags- und vor allem ein Rachemord.
Hier beißen nicht nur Ehemänner unfreiwillig ins Gras - auch kurpfuschende Schönheitschirurgen, prahlende Arbeitskollegen, grobmotorische Stripper und Männer, die zufällig das falsche Aftershave verwendeten, müssen gezwungenermaßen ins Licht am Ende des Tunnels gehen.
Mit einer ordentlichen Portion schwarzem Humor werden sie vom Leben zum Tode verbracht. Wobei es mitnichten männerfeindlich zugeht: hie und da stirbt auch eine hochnäsige Cousine oder eine Grande Dame des deutschen TV-Talks.
Gelegentlich werden auch nur die Schlafzimmertresore abfindungssatter Ex-Banker geknackt, völlig leichenlos und unblutig.
Kurzum, die ganze Bandbreite des fiktiven Verbrechens wird in diesem Sammelband augenzwinkernd serviert: Monty Python meets Coen Brüder - mitten auf den Lachmuskeln der Leser.

Rezension:
Hotel Adlon, Berlin.
Nur ein einziges Mal will die junge Literaturübersetzerin ihrem Holden untreu sein - da verstirbt ihr Gespiele. "Mitten in meinem Orgasmus ist Karl-Friedrich infarktet. Kann auch gegen Ende gewesen sein. Ich habe das nicht so genau mitbekommen. War ja mit anderen Dingen beschäftigt."
Gewohnt offen und wortwitzig geht es bei Tatjana Kruse rein ins Vergnügen, denn auch wenn Karl-Friedrich keinesfalls ermordet wurde, so ist doch eine Leiche zu entsorgen, ohne dass der Gatte davon etwas mitbekommt.

In 24 Kurzkrimis - 18 davon wurden bereits in Regional- und Themenanthologien veröffentlicht - nimmt Tatjana Kruse die Leser mit auf eine Reise durch Deutschland, selten auch darüber hinaus.
Und sie entführt in die sehr unterschiedlichen Lebenswelten von Schönheitschirurgen und Schweißern, Künstlerinnen und Detektivinnen - mal zwei, mal über 20 Seiten lang.

Charaktere und Tonalität der Geschichten unterscheiden sich stark, das ist die Stärke der Kurzkrimisammlung, aber auch eine Schwäche.
Stark: Hier lässt sich die Vielseitigkeit der Tatjana Kruse - und die Vielfalt der Möglichkeiten, unterhaltsame Kurzkrimis zu schreiben - wunderbar studieren.
Schwach: Wer die Protagonistin aus "Die Zehn Regeln der guten Detektivgeschichte", also die Adlon-Liebhaberin, toll findet, kann womöglich mit den Hauptfiguren aus "Zwei Schweizer schwitzen beim Schweißen" wenig anfangen und umgekehrt.

Zur Hauptform (zumindest in den Augen weiblicher Rezensentinnen) läuft Kruse dann auf, wenn weibliche Ich-Erzählerinnen Liebe und Erfolg suchen und stattdessen Mörder und Leichen finden.
Wie sie regionale Dialekte, Sehenswürdigkeiten und Charaktereigenheiten in ihre Geschichten einflicht, findet beispielsweise eine in Bayern lebende Badenerin mit hessischem Ehemann und Sippschaft quer über Deutschland verstreut höchst amüsant.

Fazit:
Ein wunderbares Buch für alle, die Tatjana Kruse kennen lernen möchten und ihre Kurzkrimis amüsant und geistreich formuliert schätzen.
Und für alle, die gern auf literarische Deutschlandreisen gehen.

Petra Plaum