Das Buch direkt bei Amazon bestellen Amelie Fried
Der Mann von nebenan - Hörbuch

Heyne Hörbuch
ISBN 3-453-15994-2

Die frisch geschiedene Kate zieht mit ihrem zwölfjährigen Sohn in ein bayerisches Dorf, wo sie ihr Leben neu ordnen will. Sie verwirklicht ihren Traum von einer Flötenwerkstatt, beginnt eine Liebesaffäre und freundet sich mit drei ungewöhnlichen Frauen an. Schon kurz darauf entschließt sie sich, zu bleiben und ein Haus zu kaufen.
Ihr neuer Nachbar, ein freundlicher älterer Herr, überschüttet sie anfangs mit Hilfsbereitschaft und Aufmerksamkeit. Bald entpuppt er sich aber als Nervensäge, schließlich als unberechenbar und gefährlich.
Eines Tages findet Kate beim Joggen die Leiche einer Frau. Die vermeintliche Dorfidylle beginnt zu bröckeln; bald fühlt sich Kate bedroht und verfolgt, und alles, was passiert, scheint mit dem Mann von nebenan zusammenzuhängen.
Kate sucht Zuflucht bei ihren Freundinnen, die ebenfalls unter dem Terror des Nachbarn zu leiden haben. Als eines Tages Kates Werkstatt brennt und ihr Sohn um ein Haar in den Flammen stirbt, beschließen die Frauen, sich des bösen Nachbarn ein für allemal zu entledigen.

Rezension:
Selber lesen ist out - hier können Sie "lesen lassen". Und zwar direkt vom Chef, sprich: der Autorin, höchstselbst.
Sie benötigen: 196 Minuten Zeit - in denen Sie nebenher Auto fahren, kochen, bügeln oder sich den Luxus des "einfach nur zuhören" gönnen können.
Vorteil: Dieser Literaturgenuß eignet sich für beliebig viele Personen auf einmal. Und das wahlweise sogar im Dunkeln - ohne daß sich irgendjemand die Augen verdirbt.
Nachteil: Jede Störung - sei es, daß der Paketbote endlich den lange erwarteten Kurzmantel aus der Heine-Kollektion bringt oder Ihr Körper "sein Recht fordert" und die heimische Toilette leider noch nicht mit einer Lautsprecherbox ausgestattet ist.
Denn das führt dazu, daß beim Neustart der CD das zuletzt gelesene Kapitel nochmals ganz von Anfang abgespielt wird, auch wenn man dieses bis auf wenige Sekunden bereits gehört hatte.
Unerwähnt lassen wollen wir das Manko, daß sich die Ecken einer CD als Ersatz für ein Lesezeichen weniger gut umknicken lassen als dies bei herkömmlichen Buchseiten der Fall ist.
Denn das gehört sich sowieso nicht.
Falls das Hörbuch im Vergleich zum "Lese"-Buch Kürzungen aufweisen sollte, sind diese so geschickt gemacht, daß man sie absolut nicht bemerkt - das vorab.
Der Roman ist spannend, stellenweise sogar so sehr, daß sich einem schon beim Hören die Haare im Nacken aufstellen. Auch wie sich die Situation zuspitzt, ist ausnehmend gut und nachvollziehbar dargestellt.
Allerdings hätte man die einzelnen Feinheiten der Sprache, kleine ironische Wendungen, lustige Details etc. wahrscheinlich beim Lesen besser würdigen können.
Bewundernswert die Kenntnisse der Autorin was die Technik des Flötenbauens anbetrifft - oder hätten Sie gewußt (falls es denn stimmt, wovon ich einfach mal ausgehe), daß die Gefühlslage desjenigen, der unmittelbar nach der Fertigstellung ein Instrument stimmt, sich auf dieses überträgt?
Auch die Esoterik, wie sie denn gerade in Bayern weit verbreitet ist, findet in Form von im Garten vergrabenen Plazentas (Plazenten?) ihren wohlverdienten Eingang in den Roman, ohne seinen "kriminellen" Charakter deswegen zu schmälern.
Allein das Ende, Frau Fried, das nehme ich Ihnen persönlich übel - aber: Sie sind der Chef!
Fazit: Als Einführung in die Kultur des "Hörbuchs", die interessante Alternative zum herkömmlichen Lesevergnügen, bestens geeignet.

Miss Sophie