Celia L. Grace
Die Heilerin von Canterbury und das Buch des Hexers
Original: The Book of Shadows
Im Frühsommer 1471 hat der blutige Rosenkrieg zwischen den Häusern York und Lancaster mit dem Sieg Edwards des IV. geendet. Der König herrscht mit seiner Frau Elizabeth Woodville und seinen Gefolgsleuten über ein von den Erinnerungen des Bürgerkrieges noch immer zerrissenes Land. Alte Rechnungen sind noch zu begleichen...
Rezension:
Miss Sophie
(4. Band)
Eichborn gebunden
ISBN 3-8218-0378-9
Tenebrae, für die einen großer Magier, für die anderen abgrundtief böser Hexenmeister, hat in seinem in Menschenhaut gebundenen "Buch des Todes" Zaubersprüche und Geheimnisse festgehalten, die ihm Macht und Geld sichern. Sogar die Königin hat Grund, ihn und sein Wissen zu fürchten.
Als Tenebrae umgebracht wird, ist niemand sonderlich berührt. Doch als sich herausstellt, daß das Buch des Hexers verschwunden ist, müssen Kathryn und Column, der Sonderbeauftragte des Königs in Canterbury, den Mord schnellstmöglich aufklären. Der König und mit ihm alle, die etwas zu verbergen haben, wollen dieses Buch in ihren Besitz bringen. Kathryn gerät in tödliche Gefahr.
In die Welt der Kathryn Swinbrooke einzutauchen, heißt ein Vollbad in der Vergangenheit nehmen.
Mit Schaum und allen Schikanen.
An manchen Stellen ein wenig brackig, an anderen erfrischend klar, teilweise eiskalt - so präsentiert sich dieses Geschichtsgewässer, mal Tümpel, mal Teich, das man selbst dann nicht verlassen möchte, wenn die Finger und Zehen von der langen Verweildauer schon ganz schrumpelig geworden sind.
Oder, um es für all jene, die realistische Informationen mehr schätzen als märchenhafte Metaphern präzise auszudrücken: Sollten Sie vorhaben, dieses Buch in die Hand zu nehmen, empfiehlt es sich, Speisen und Getränke in ausreichender Menge bereitzustellen, das Telefon auszustecken und prophylaktisch schon einmal einen Tag Urlaub zu nehmen (der Chef könnte eine unschöne Bemerkung über die Farbe Ihrer Augen machen, die möglicherweise im Verlauf einer langen Nacht ein wenig ins Rote changiert ist).
Zu faszinierend sind die Verstrickungen, durch welche die Figuren untereinander verknüpft sind - mit unsichtbaren Fäden, erst lose gewebt, nach und nach immer fester und unauflöslicher.
Das Schicksal der kleinen Leute von der Straße, das so liebevoll und genau nachgezeichnet wird, haucht dem Roman unbändiges Leben ein. Eine alte Hexe, die abergläubische Zimmermannsfrau, selbst die neugierigen Zwillingsmädchen - sie alle sind Teil des großen Gefüges, wenngleich dies auf den ersten Blick noch nicht erkennbar ist.
Die tat- und bei Bedarf auch schlagkräftige Amme, die Entstellten, Armen, Waisen und Bettler, die der allseits geachteten Ärztin zur Seite stehen, tun ein übriges, um beim Leser den Wunsch zu wecken, auch das nächste Heimspiel dieser Mannschaft nicht zu verpassen.