Das Buch direkt bei Amazon bestellen Reginald Hill
Das Dorf der verschwundenen Kinder

Original: On Beulah Hight
Europa gebunden
ISBN 3-203-78014-3

In jenem heißen Sommer vor fünfzehn Jahren mußten die Bewohner Dendales in der Grafschaft Yorkshire ihre Häuser für immer verlassen, denn ihr kleiner Ort sollte einem Stausee weichen. Sie gaben ihre Geschäfte auf und die Büros, schlossen die Schule und verriegelten die Kirche. Selbst die Toten wurden ausgegraben und erhielten eine neue Ruhestätte auf dem Friedhof im benachbarten Danby.
Nur vier Kinder konnten nicht mit umziehen in die neue Heimat: drei kleine Mädchen, die offenbar entführt wurden, und der Hauptverdächtige, der 19jäörhige Benny Lightfoot, den die kleine Betsy Allgood ganz in der Nähe gesehen hatte, kurz bevor ihre Spielkameradin Jenny verschwand.
Detective Superintendent Andy Dalziel hatte den etwas wunderlichen Jungen damals verhaften lassen, doch da sich ihm nichts nachweisen ließ, wurde er schon bald wieder auf freien Fuß gesetzt. Wenig später war auch Benny Lightfoot spurlos verschwunden. Dann wurde das Tal geflutet, und der See verschlang Dendale und das Geheimnis der verschwundenen Kinder.
Wieder ist der Sommer unerträglich heiß, als Dalziel an den Ort des ungelösten Falls zurückkehrt. Und wieder wird ein kleines Mädchen vermißt. Als Dalziel und sein Kollege Peter Pascoe in Danby eintreffen, schläft ihnen Mißtrauen entgegen: Noch zu gut erinnern sich die Menschen an das Versagen der Polizei vor fünfzehn Jahren. Doch damit nicht genug: Über Nacht hat jemand mit leuchtendroter Farbe die Worte "Benny ist wieder da!" an die Eisenbahnbrücke gesprüht.
Und auch Betsy Allgood, die Benny damals nur knapp entkam und inzwischen mit einer viel beachteten Interpretation von Friedrich Rückerts "Kindertotenliedern" von sich reden macht, scheint ein düsteres Geheimnis zu hüten.

Rezension:
Wer einen Krimi nur für kurzweilige Unterhaltung sucht hat hier Pech gehabt.

Mit 540 Seiten ist das Werk des hochdekorierten Krimi-Autors extrem umfangreich. Ebenso unübersichtlich wie die Länge ist auch die Vielzahl der eingeführten Personen. Addiert man dazu noch die Zeitsprünge innerhalb eines Zeitraumes von 15 Jahren neigt mancher Leser mit Sicherheit dazu, erschlagen zu werden.

Bedrückend ist die Atmosphäre des Krimis, emotional sind die Mitwirkenden geladen - und all das schwappt über den Leser wie eine Flutwelle.
Zurück bleibt ....ja was ... ein angestrengter, in der Informations- und Emotionsflut zu ertrinken drohender Krimi-Freund.

Vielleicht gehen selbst Hill beim 16. Fall seiner beiden Ermittler Rascoe & Dalziel langsam die Ideen aus.
... Aber mit Kindern und Tieren lässt sich ja bekanntlich immer noch "was reissen".

Jedoch gelingt es dem Autor wenigstens die Spannung zu halten, was die Vielzahl der jahrelang verschwundenen Kinderleichen als auch die Identität des Mörders angeht - allein das ist immerhin eine nicht zu unterschätzende Leistung ob der Masse - und somit das Highlight des Buches.

Etwas weniger ausschweifend und verwirrend und es könnte noch mehr Leser begeistern.

Woerdi

 

Gastrezension(en):


Name: Jochen König
Email: koejoc@web.de
Datum: 22.7.2001 (19:36)

Wenn lesen zur Qual wird... Langweilig, geschwätzig, eine papierne Schlange die sich in den Schwanz beisst, immer und immer wieder. Was Reginald Hill aus der nicht uninteressanten Grundkonstellation macht, ist ein aufgeblasenes Nichts, sinnloses Einerlei. Das Buch erinnert an die schlimmsten Auswüchse jener typisch englischen Häkelkrimis, in denen der Plot kaum voran kommt, sich jeder Gedanken um alles und nichts macht - vorzugsweise um nichts. Wo es für die Handlungsträger wichtiger ist, was die anderen Protagonisten von einem selbst halten, als auch nur irgendein Licht ins Dunkel zu bringen, wird Detektivarbeit zum langweiligen Herumgestochere und die Dialoge zu langweiligen Ergüssen. Atmosphärisch blass, platt und staubtrocken gelingt es Hill nicht einmal aus dem Ambiente des "ertrunkenen" Dorfes und seines Neuaufbaus Kapital zu schlagen. Da ist sogar der morgendliche Gang zum Bäcker spannender. Wie man eine ähnliche Geschichte, packender, intelligenter und durchtränkt mit schwarzer Ironie schreibt, zeigt z.B. Stephen Dobyns in seinem fantastischen Buch 'Die Kirche der toten Mädchen'.