Das Buch direkt bei Amazon bestellen Michael Pye
Der sechste Mann

Original: Taking Lives
Econ gebunden
ISBN 3-430-17583-6
auch als TB (Ullstein ISBN 3-548-25145-5)

Es ist nicht sicher, ob der New Yorker Student überhaupt noch lebt. Ein Auto hat ihn angefahren und schwer verletzt. Als Martin Arkenhout einen Stein aufhebt und dem anderen den Kopf zertrümmert, kommt es ihm vor wie ein Akt der Gnade. Arkenhout tauscht mit dem Toten die Armbanduhren, Kreditkarten und Ausweise, und schlüpft in dessen Identität.
Mit dieser drastischen Szene beginnt Michael Pye seinen beunruhigenden und fesselnden psychologischen Roman über die Zerbrechlichkeit der eigenen Identität und die Sehnsucht, ein anderer zu sein.
Als Arkenhout an seinem neuen Leben keinen Gefallen mehr findet, sucht er sich ein anderes. Dann wieder eines und wieder. Er ist besessen von dem Gedanken, die Leben seiner Opfer besser zu führen, als sie selbst es jemals gekonnt hätten.
Bei Christopher Hart hat Arkenhout sich getäuscht: Er ist in eine Haut geschlüpft, ohne sie zu kennen. Der Kunsthistoriker hatte wertvolle Aquarelle gestohlen und jetzt ist ihm der Museumskurator John Costa auf den Fersen.
Beharrlich treibt Costa, den seine eigene Vergangenheit wie eine schwere Last quält, Arkenhout in einem idyllischen portugiesischen Bergdorf in die Enge. Arkenhout braucht dringend ein neues Leben. Wieder geschieht ein Mord, bei dem die Identitäten gewechselt werden. Ein neuer Versuch, alles hinter sich zu lassen und von vorne zu beginnen.
Wie schwer das ist, hat John Costa nicht geahnt.

Rezension:
Martin Arkenhout, der (Anti-)Held Michael Pyes ist ein schwer zerrissener Mensch. Um seine eigene Leere auszufüllen, wechselt er seine Identität sooft wie ein Chamäleon seine Farbe.
Doch auch das stillt seine Sehnsucht nicht, denn die Menschen, die er auswählt sind Außenseiter oder zumindest Einsiedler, da nur so nicht auffällt, dass auf einmal jemand ganz anderes Mr. XY ist.
Aus diesem Grund ist es kaum verwunderlich, dass er dadurch kein befriedigenderes Leben führen kann, vor allem nicht, als er den entscheidenden Fehler begeht, Christopher Hart zu werden, denn hinter dem ist die Polizei und ein Beauftragter des Museums her.
Michael Pye zeichnet sehr eindrucksvoll, aber auch manchmal unnötig brutal, das Psychogramm eines Mannes, der mordet, um das Leben seiner Opfer so zu führen - so glaubt er zumindest - wie sie es selbst nie fertig bringen würden.
Die ungewöhnliche Geschichte des Martin Arkenhout wird so spannend und interessant erzählt, dass es dem Leser schwer fällt, das Buch vor dem Schluss aus der Hand zu legen.
Auch die Nebenfiguren und die zweite Hauptperson, der Kurator John Costa, besitzen eine glaubwürdige und ausgefeilte Persönlichkeit.
Wer dazu noch von der Landschaft Portugals, in dem weite Teile des Thrillers spielen, fasziniert ist, hat mit diesem Buch einen guten Griff getan, denn es vermittelt nicht nur interessante Einzelheiten der Kultur Portugals, sondern bietet auch eine überaus spannende Unterhaltung für all diejenigen, die nicht allzu zartbesaitet sind.

Daisy