Das Buch direkt bei Amazon bestellen Niklaus Schmid
Der Hundeknochen

grafit TB
ISBN 3-89425-079-8

Ex-Polizist Elmar Mogge hat sich selbständig gemacht: Personenschutz und Ermittlungen. Der erste Kunde, der auf seine Anzeige reagiert, ist ein ehemaliger Schulkamerad, Fitti Salm. Der ist inzwischen ein erfolgreicher Bauunternehmer und glaubt, daß sein Geschäftspartner Pollex einen "Unfallspezialisten" angeheuert hat - einen polnischen Arbeiter hat es schon erwischt. Salm fürchtet, der nächste zu sein, denn im Falle seines Todes wäre Pollex Nutznießer.
Mogge beginnt mit den Nachforschungen, und bald zeigt sich, daß der Fall nicht nur vielschichtig, sondern auch gefährlich ist. Falsch angeschlossene Starkstromkabel, unsichere Gasherde und Pitbull-Terrier führen dazu, daß Mogge froh ist, als er einen neuen Auftrag angeboten bekommt und damit einen Vorwand hat, Salm mit seinen Problemen allein zu lassen.
Die neue Aufgabe klingt harmlos und verlockend: Ein Ehemann ist auf die Baleareninsel Formentera geflüchtet und drückt sich vor Unterhaltszahlungen. Eine schöne Umgebung, Sonne und ein Liebesabenteuer treiben Mogge bei seinen Recherchen nicht gerade zur Eile an.
Um so mehr schreckt ihn die Nachricht auf, daß Salms Geschäftspartner Pollex verunglückt und Salm selbst nur knapp einem Mordanschlag entgangen ist. Mit dem Gefühl, menschlich und beruflich versagt zu haben, nimmt Mogge seine Ermittlungen im Umfeld des Bauunternehmers wieder auf.
Mit dem Erfolg, daß sich bald sowohl Polizei als auch ein Mordsyndikat an seine Fersen heften. Dann verschwindet auch noch Salm, und Mogge muß sich langsam fragen, ob er selbst die ganze Zeit vielleicht nur die Figur in einem Spiel war, das jemand anders lenkt...

Rezension:
"Vor kurzem habe ich Niklaus Schmid auf Formentera kennengelernt, Wein und Gebäck auf der Finca verzehrt, und anschließend an Niklaus Schmids "Hundeknochen" geknabbert.
Ein guter Happen, gar nicht zäh, im Gegenteil! Recht leichtfüßig kommt dieser Krimi daher, der einen spannenden Bogen vom Ruhrgebiet zu Formenteras sonnigen Stränden schlägt und dabei so manche überraschende Wendung nimmt.

Für mich war "Der Hundeknochen" zweifellos eine gute Einstimmung auf das Inselleben. So ganz nebenbei habe ich eine Menge über die Landschaft und die Leute mitgekriegt. Die Porträts der Künstler und Typen sind humorvoll, die spannenden Szenen - nicht nur die mit dem Pitbull - haben Biß, Liebe kommt auch vor."

Die eitlen, selbstzufriedenen Aussteiger kriegen eins auf die Mütze und die Gangster sowieso ... wie im (Insel-)Leben eben! Formentera: hinfahren, anschauen - und vorher "Der Hundeknochen" von Niklaus Schmid lesen! Beides lohnt sich!

Sebastian Krumbiegel

***

Was ist schon dran am scheinbar tödlichen Unfall eines Bauarbeiters, der es nicht mal als Notiz in den Duisburger Lokalteil schafft?
Mehr als Elmar Mogge sich vorstellen kann, als ihn sein alter Schulfreund Fitti Salm engagiert - denn eigentlich steckt er schon viel tiefer in dem Fall drin, als er ahnt. Mogge ist Schnüffler in Duisburg und als solcher recht versiert im Umgang mit dem Klein-Klein der Deals, die da ablaufen: ein bisschen Leiharbeit, ein bisschen kommunale Korruption, ein paar verratene alte Freundschaften und ein paar Schläger, die ein paarmal zuviel "Pulp Fiction" gesehen haben.
Alles in allem nicht viel Neues an der Regionalkrimi-Front, möchte man meinen, wenn Niklaus Schmid nicht diesen verdammt scharfen Blick auf seine Charaktere und seine Milieus hätte. Der ist bei Mogges Auflug auf die "Hundeknochen-Insel" Formentera fast noch schärfer als im heimatlichen Hinterhof-Biotop ("He, was guckst du?") und es ist genau dieser Blick, der aus der kleinen Krimigeschichte einen großen kleinen Roman macht.
Keine lauten Töne, keine knalligen Effekte, sondern nur die fast beiläufig wirkenden Charakterstudien und Beziehungsdiagramme, die erst beim zweiten Blick ahnen lassen, dass sich hier Abgründe auftun - ganz normale Abgründe von Geldgier und Mauscheleien und Eifersüchteleien, die im Duisburger Hinterhof ebenso gut gedeihen wie unter der Sonne Formenteras.
Und Mogge selber ist nicht frei davon, weit davon entfernt, sich als moralische Instanz zu gebärden, und auch nicht so cool und abgezockt, wie sich eine gewisse Spezies von Durchblicker-Detektiv im deutschen Krimi sonst gibt.
Seine Suche nach einem halbwegs festen Standpunkt zu seinen alten Freunden und seinen neuen Feinden ist das eigentlich Spannende an der Geschichte, die endlich einmal nicht in jeder Szene "Verfilme mich!" schreit, sondern sich vollkommen zu Recht darauf verlässt, dass man auch einfach nur spannend erzählen kann.

Reinhard Jahn