Wilhelm Dietl
Die BKA-Story
Droemer gebunden
Das BKA ist so alt wie die Bundesrepublik und zeitweise schlugen die Debatten über das höchste Amt für Verbrechensbekämpfung hohe Wellen. Schwankend zwischen schwerfälliger Bürokratie und Big Brother - so präsentiert sich die ungewöhnlichste deutsche Polizeibehörde in ihrer fünfzigjährigen Geschichte.
Rezension:
Zack
ISBN 3-426-27194-X
Die größte Herausforderung für die Wiebadener Elite-Cops brachte in den siebziger Jahren der deutsche Linksterrorismus. Baader-Meinhof und die verschiedenen Generationen der RAF ließen Personal und Etat des BKA in ungeahnte Größenordnungen schnellen.
Um so merkwürdiger, daß in den Achtzigern die Erfolge bei der Terrorismusbekämpfung ausblieben. Dafür haben sich in den letzten zwanzig Jahren viele neue Arbeitsfelder ergeben: organisiertes Verbrechen, Wirtschaftsspionage, Undercover-Agenten, Internet-Kriminalität.
Durch den Einsatz von High-Tech bekommt die Fahndung zur Jahrtausendwende ein neues Gesicht: Sei es nun die rechnergestützte Stimm-Analyse, das 80 Millionen DM teure, hoch präzise System AFIS zur Identifizierung von Fingerabdrücken oder die DNA-Analyse, der sogenannte genetische Fingerabdruck - immer geht es um viel Science und wenig Fiction bei der Klärung oft spektakulärer Fälle.
Mit der BKA-Story schreibt Wilhelm Dietl brandaktuelle Zeitgeschichte, denn stets waren die Aktionen des BKA mit den Großwetterlagen der bundesdeutschen Politik verwoben. Entstanden ist ein spannend zu lesender Report über den Rechtsstaat und seine Gefährdungen.
Das Buch gibt einen umfassenden Überblick zur Entwicklung des Bundeskriminalamtes.
Dies ist nicht nur die Geschichte eines Amtes, sondern auch und gerade die Geschichte der in ihm beschäftigten Menschen.
Außerdem fallen zwangläufig diverse Schlaglichter auf die Bundesrepublik der letzten 50 Jahre - was natürlich gerade für politisch motivierte Straftaten gilt; man denke etwa an die Baader-Meinhof-Gruppe und die damit verbundene Terroristenhatz der Siebziger Jahre.
Das Buch arbeitet in einem klaren, sachlichen Stil die wichtigsten Aktionen des BKA und damit wohl auch die wichtigsten Kriminalfälle der letzten 50 Jahre auf.
Besonders gelungen sind diese minutiösen Rekonstruktionen, die sich bei aller Präzision ausgesprochen spannend lesen.
Dies gilt allerdings nicht in gleichem Maße für andere Passagen, wie etwa die Schilderungen z.B. der internationalen Kooperationen des BKA oder der internen Querelen, wobei dies wohl an der im Sinne des Buches notwendigen Thematik liegt.
Insgesamt gelingt dem Autor ein fairer Umgang mit dem ideologisch verteufelten und vergötterten BKA, was aufgrund der Sachlage nicht einfach gewesen sein dürfte.