Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jürgen Seidel
Harry Heine und der Morgenländer

Beltz & Gelberg TB
ISBN 3-407-78801-0
(ab zwölf Jahre)

Düsseldorf 1816.
Josefa Edel, genannt Sefchen, hat ihr junges Leben ausgehaucht. Harry Heine und sein Freund Christian Sethe jedoch finden heraus, daß die 18järhige Josefa keinen Selbstmord begangen hat, sondern brutal erschlagen wurde: Ein blutiger Stockknauf führt sie auf die Spur des Mörders. Mit ihren Nachforschungen ziehen die beiden nicht nur den Zorn einflußreicher Honoratioren auf sich.
Der junge Heine aber ist auch auf der Suche nach seiner Bestimmung. Ist er zum Kaufmann oder zum Dichter berufen? Seine Liebe gilt den Wolken, schwärmt er doch für alles, was ihn über den engen Horizont seiner bürgerlichen Welt hinausschauen läßt. Und er schwärmt für Amalie, seine Cousine.

Rezension:
Geschickt verknüpft der Autor "Dichtung und Wahrheit" - Fiktion und Fakten.
Aber durch die Schilderung der pubertären, ab und an noch sehr kindischen Ausgelassenheit des jungen Mannes, durch die gar nicht so versteckten Hinweise auf jene Erfahrungen, die auch die Teenager des frühen 19. Jahrhunderts zu machen hatten, bevor sie erwachsen wurden und durch die Selbstzweifel, die wohl untrennbar mit dem Schicksal eines Künstlers verbunden sind, verliert die historische Figur Heinrich Heine viel von ihrem Nimbus und wird begreifbar - auch für Kinder und Jugendliche, die sich eher so gar nicht für "Literatur" interessieren.
Wenn in die, scheinbar mit leichter Hand geschriebene, dabei aber sehr spannende Handlung Zitate eingestreut werden, "profunde" Gedanken zum Leben an sich, zur Welt, zur Beziehung unter den Menschen, dann spricht dies mit Sicherheit gerade jene Teenager an, die selbst dabei sind, sich von ihrer Kindheit zu lösen, die Dinge zu hinterfragen und sich doch so oft von Eltern und Lehrern unverstanden fühlen.
Was sich tatsächlich zugetragen hat in jenen Tagen - wer weiß das schon.
Wie es hätte sein können und wie man die Geschichte eines "Klassikers" tatsächlich lebendig und begreifbar machen kann, das zeigt Seidel hier auf eindrucksvolle Weise.

Miss Sophie