Das Buch direkt bei Amazon bestellen Richard Montanari
Violett ist die Nacht

Original: The violett hour
Heyne TB
ISBN3-453-15222-0

Nach zwanzig Jahren nimmt ein Mann Rache für den Tod seiner Freundin. Sie war damals im College bei einer wilden Halloween-Party unter tragischen Umständen ums Leben gekommen.
Die sechs Kommilitonen, mit denen sie gefeiert hatte, stehen auf der Liste des Mörders, und bedachtsam und grausam schlachtet er alle nacheinander ab. Ihre Leichen werden mit einer Überdosis reinen Heroins im Blut gefunden, sie sind durch ein Skalpell entsetzlich verstümmelt, und in ihren leeren Augenhöhlen befinden sich Narzissen.
Die Verbindung dieser Morde zu einem Gedicht von T.S. Eliot hat der Mörder selbst hergestellt, indem er in einem unbedachten Augenblick via Internet E-Mails an alle Opfer schickte. Als die Ehefrau eines der vorgesehenen Opfer, Amelia Saintsbury, die E-Mail entdeckt, ist es fast schon zu spät.
Die Ermittlungen der von ihr verständigten Polizei laufen schleppend, und als Amelia selbst in Gefahr gerät, verdächtigt man den befreundeten Journalisten Nick, der ihr bei ihren eigenen Recherchen zur Seite steht.
So kann der Mörder in Ruhe seinen Plan ausführen - einen Racheakt nach dem anderen...

Rezension:
Der Leser hat es schon immer geahnt: Drogen, Alkohol und Halloween sind eine tödliche Mischung. Vor allem, wenn sich die handelnden Personen mitten in den 70er Jahren befinden.
Fast möchte man unter diesen Umständen Verständnis haben für den perfekt geplanten Rachefeldzug, mit dem ein trauernder Hinterbliebener alle Personen, die in dieser Nacht dabei waren, auslöschen will.
Fast.
Dieses Buch ist nichts für zartbesaitete Gemüter. Zu genau werden die Taten beschrieben, zu sehr wird der Leser in die Handlung "hineingesogen", fühlt sich, als befände er sich hautnah am Ort des Geschehens, als könne er die panische Furcht, ja sogar den Schmerz der Opfer am eigenen Leibe spüren.
Wirkt die Geschichte auch anfangs sehr konstruiert, werden die Zusammenhänge und das Zusammenspiel der agierenden Personen mit jedem Kapitel deutlicher. Nur die Rolle des Journalisten, der eher unfreiwillig die Aufklärung übernommen hat, klärt sich erst im Finale mit der Entlarvung des Täters.
Hier darf der Leser, ebenso wie bei der Person des Täters (oder handelt es sich gar um ein und dieselbe Person?!), einen Verdacht hegen und wieder verwerfen müssen, um sodann eine völlig neue Spur präsentiert zu bekommen.
Leider gelingt es dem Leser nicht wirklich, eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen. Die betrogene Ehefrau hat sein Mitleid, ebenso der Großvater des Journalisten, der mittellos in einem heruntergekommenen Altenheim sitzt und auch der Journalist selbst, ständig auf der Jagd nach einer Riesenstory, ist eigentlich ein armer Hund.
Aber das war´s auch schon. Tiefer geht die Betrachtung nicht.
Das muss sie andererseits eigentlich auch nicht, denn die Hauptperson dieses Buches ist zweifellos der Täter. Seine Gedankengänge sind klar nachvollziehbar und man kann nicht umhin, sein Handeln ein wenig zu begreifen und seine perfekte Planung zu bewundern.
Das Buch ist spannend, wenngleich leider teilweise ein wenig abgedroschen. Die kurze Liebesgeschichte fehlt ebensowenig wie das wirklich dramatisch gestaltete Ende. Ob das wirklich hätte sein müssen?
Alles in allem hat die Lektüre zweifelsohne Spaß gemacht - wer Unterhaltung mit Gänsehauteffekt und die Chance eines klitzekleinen Alptraums als Dreingabe schätzt, ist mit diesem Roman allemal gut bedient.

Iso