Anna Salter
Eva Riekert
Die Psychologin
(1. Band Dr. Michael Stone)
Original: Shiny Water
Dr. Stone ist eine erfahrene Gerichtspsychologin.
Rezension:
Elfi
Deutsch von Eva Riekert
Goldmann TB
ISBN 3-442-43859-4
Auch im Scheidungsverfahren von Sharon und Nathan Southworth ist ihr Urteil gefragt: Sie soll dem Vorwurf nachgehen, Nathan hätte seine beiden Kinder sexuell mißbraucht. Tatsächlich spricht alles für seine Schuld. Nur Nathans Frau will davon nichts wissen: Sharon, völlig überdreht und ansatzweise paranoid, ist überzeugt, daß ihr Mann diese Anschuldigungen selbst erfunden hat, um sie als rachsüchtige Ehefrau dastehen zu lassen, die aus der Scheidung eine Schlammschlacht machen möchte. Nathan weist sowohl diese Anschuldigung als auch den Vorwurf des Kindesmißbrauchs weit von sich.
Schließlich wird ihm auch das Sorgerecht über Adrienne und Andrew zugesprochen. Kurz darauf findet man die beiden Kinder tot im Haus ihrer Mutter - liebevoll aufgebahrt und offensichtlich erstickt.
Obwohl Sharon festgenommen wird, glaubt Dr. Stone nicht an die Schuld der Mutter, doch wer käme sonst als Täter in Frage? Und welches Motiv steckt hinter dem Mord?
Dr. Stone geht der Geschichte nach, ohne zu ahnen, daß sie längst selbst in tödlicher Gefahr schwebt ...
Im Mittelpunkt des Buches steht eine sympathische, menschliche, aber vor allem glaubwürdige Hauptfigur, die den Leser schnell in ihren Bann zieht.
Kritisch stellt sie sich immer wieder selbst in Frage, zieht Parallelen zwischen dem Geschehen, in das sie verstrickt wird und ihrem eigenen Leben.
Man merkt: Hier versteht jemand eine ganze Menge von der Materie, über die er (also: sie) schreibt; kein Wunder, Frau Salter ist schließlich von Haus aus promovierte Psychologin. Und doch gelingt es der Amerikanerin, stimmiges Beziehungsgeflecht zu vermitteln, ohne belehrend zu wirken. Darüber hinaus schafft sie es, ein sensibles, aber in letzter Zeit sehr "strapaziertes" Thema wie Kindesmißbrauch angemessen zu behandeln.
Gerne sieht man da über die eine oder andere inhaltliche Ungereimtheit hinweg, vor allem im Zug der überaus spannenden und sich ständig mehr zuspitzenden Handlung.
Manches klingt zwar allzu bekannt: etwa die Nebenfigur des sadistischen Gefangenen in der Todeszelle, von dem die Heldin, immer dann wichtige Denkanstöße erhält, wenn alles festgefahren scheint (ein Schelm, der dabei an Hannibal Lecter denkt...).
Dafür ist der Austragungsort für die "Endabrechnung" sicherlich ebenso neu wie ungewöhnlich, aber absolut angemessen für eine Freizeit-Basketballerin wie Anna Salter: der Showdown spielt sich in einer Sporthalle ab.
Alles in allem: Unterhaltung wie man sie sich wünscht - und der beunruhigende Grusel hie und da ist auch schon drin...