Das Buch direkt bei Amazon bestellen Doris Gercke
Bella Block: Die Frau vom Meer

Hoffmann und Campe gebunden
ISBN 3-455-02295-2

Bella Block kommt nach zwei Jahren aus Sibirien zurück. Ihre Erfahrungen in dem vom Chaos bedrohten Land haben sie mißtrauische und skeptische gemacht gegenüber dem von Reichtum und Konsumlust beherrschten Westen. Sie braucht viel Zeit, um sich wieder an ihr bequemes und verantwortungsfreies Leben zu gewöhnen.
Da geschieht am Rande Hamburgs eine entsetzliche Bluttat: Lara G. ermordet ihre drei Kinder - so zumindest wissen es die Nachbarn, und auch die Polizei scheint genügend Belastungsmaterial zusammenzutragen.
Lara G. aber schweigt. Weder im Polizeiverhör noch vor Gericht ist sie bereit, über die Vorgänge in ihrem Hause zu sprechen. Bedeutet ihr Schweigen das Eingeständnis von Schuld?
Kranz, Polizeipsychologe und Freund von Bella Block, möchte an Laras Unschuld glauben. Er versucht, Bella, die immer auf der Seite der Frauen stand, dafür zu gewinnen, diese Unschuld zu beweisen.
Und Bella nimmt, nach einigem Zögern, die Herausforderung an - ohne zu ahnen, worauf sie sich einläßt. Wird es ihr gelingen, Lara G.s Schweigen zu brechen, ihre Unschuld zu beweisen?

Rezension:
Das Leben als Frau auf einem männerdominierten Planeten birgt gewisse Schwierigkeiten. Frau meint, keine Wahl zu haben, oder: merkt nicht, dass es auch einen anderen Weg geben könnte.
Bella Block, die ehemalige Kriminalbeamtin, die denken kann und planen kann, hat erlebt, dass auch das Leben in einer Stadt nur mit Frauen nicht von den männlich dominierten Lebensweisen gelassen hat.
Auch wenn Bella die Handlungsweisen des Mannes an sich für sich nutzt und in ihre Bahnen lenkt, auch wenn Bella zumindest äußerlich einen Mann an sie heran kommen lässt - im Grunde verabscheut sie die von ihnen gemachte Gesellschaft.
Sie sieht Journalisten und Politiker, die Krieg und Gewalt und Macht spielen. Und sieht Frauen, die es ihnen gleich tun.
Wenn nur diese Wirklichkeit wahr genommen wird, ist es nicht einfach, hier auf der Erde klar zu kommen. Wo bleibt das Positive? Wo bleibt die Freiheit, die Gleichheit, die Brüderlichkeit? Und die Liebe? Selbst diese, selbst die Liebe ist nicht frei, im Gegenteil, die Liebe einer Frau kann gleichgesetzt werden mit dem Dienen.
Eine hat gedient, hat drei Kinder geboren, und diese getötet, als der eine, an dem sie ihr Leben ausgerichtet hat, sie fallen gelassen hat. Ein Leben ohne Mann ist für diese Frau kein Leben.
Bella beobachtet den Prozess. Für sich hat sie befunden, allein bleiben zu müssen, denn nur so kann sie frei sein. Bella versucht, das Leben auch auf eine distanzierte Weise zu sehen und folgt doch ihren Gefühlen.
So meistert sie ihr Leben, das einer eigensinnigen, unangepassten Frau.

Iris Groschek