Eliette Abécassis
Die Jesus Verschwörung
Original: Qumran
Ein alter Rabbiner, den viele Juden für den Messias halten, wird erschlagen.
Rezension:
Iris Groschek
Hoffmann und Campe, gebunden
ISBN 3-455-00065-7
Kurz zuvor ist in einem orthodoxen Tempel in Jerusalem die gekreuzigte Leiche eines Hohenpriesters gefunden worden. Der Tote war an der Entdeckung der Schriftrollen von Qumran beteiligt, ein Fund, der zu den größten archäologischen Sensationen unseres Jahrhunderts gehört. Eine dieser zweitausend Jahre alten Rollen, die sich mit Jesus beschäftigt und schreckliche Enthüllungen über die wechselseitige Entstehungsgeschichte von Christenheit und Judentum birgt, ist verschwunden.
Die israelische Armee beauftragt den strenggläubigen Juden Ary und seinen Vater, einen Archäologen, der sich vom Glauben abgewandt hat, die Rolle zu finden.
Schon bald merken beide, auf welche Gefahr sie sich eingelassen haben: Einer ihrer mächtigen Gegenspieler ist die Nachfolgeorganisation der heiligen Inquisition im Vatikan und alle, die Einblick in die Rolle hatten, sterben auf mysteriöse und grausame Weise - wie der Rabbi und der Hohepriester.
Schriften, die seit Jahrhunderten verschollen waren, die in alten Steinkrügen in verwirrenden Höhlenlabyrinthen wiedergefunden werden und um die ein gnadenloser Kampf um Entzifferung, Interpretation und Veröffentlichung tobt.
Ein Krimi für Historiker und Wissenschaftler und an Paläontologie und Religionsgeschichte interessierter Krimileser?
Klar, für die auch, aber auch für alle anderen, die im "Spiegel" die Geschichte der Qumranrollen zwischen den neuesten Politiker-Skandalen und Stories über Wirtschafts-Intrigen mitverfolgt haben und natürlich für die, die spannende Krimis lieben, die in vermeintlich wahre Dimensionen des Lebens führen.
Über weite Strecken des - zugegeben sehr dicken Romans - hat der Leser das Gefühl, die wahre Geschichte der ersten Christen und die wahre Geschichte des heutigen Kampfes um die Qumranrollen ziemlich spannend nacherzählt zu bekommen.
Aber dann zollt die Autorin dem gewählten Genre "Krimi" allzu arg Tribut und der Roman driftet ins Sphärische ab. Es sollte nicht zu viel erzählt werden über den zweiten Teil der Geschichte, aber mal ehrlich, wer glaubt, dass der kommende Messias Krimis schreibt?
Immerhin ist die Autorin Tochter eines Judaistik-Professors und hat einige Jahre der Recherche an ihr Erstlingswerk gesetzt. Das macht die Authenzität aus.
Junge Menschen mit einer für diese auf den ersten Blick nicht immer spannenden Thematik zu fesseln und zu begeistern sollte die Autorin aus ihrer Tätigkeit als Dozentin für Philosophie gelernt haben. So wird aus Forschung Abenteuer und aus wissenschaftlichen Diskussionen Dramatik. Schilderungen von Wüstenlandschaften wechseln mit manchmal recht drastisch-körperlichen Essays über religiöse Streitfragen.
In Frankreich, wo der historische Krimi der jungen Autorin zum Bestseller wurde, wird Abécassis mit Umberto Eco verglichen, dessen Kombinationen von Theologie und Krimi bekannterweise für große Publikumserfolge sorgte.