Silvia Kaffke
Messerscharf
(1. Band Barbara Pross)
Down and out in Düsseldorf - für Barbara Pross, Serienmordspezialistin beim BKA und zur Zeit auf eigenen Wunsch wegen psychischer Probleme beurlaubt, eine ganz neue Erfahrung.
Rezension:
Miss Sophie
Fischer TB
ISBN 3-596-14489-2
Ohne Geld, in ihrer Depression unfähig, Freunde oder Familie um Hilfe zu bitten, läßt sie sich auf das Angebot ein, das ihr ein geheimnisvoller Mann in einer Kneipe macht: Sie darf bei ihm wohnen, solange sie möchte.
Thomas Hielmann, ihr Gastgeber, versucht seiner Einsamkeit zu entrinnen, indem er verwahrloste Frauen aufpäppelt. Kein Wunder, daß der Exzentriker schnell in Verdacht gerät, der Frauenmörder zu sein, dessen drittes Opfer gerade auf dem Laufband einer Müllsortieranlage gefunden wurde.
So findet sich Barbara eher unfreiwillig in einem Undercover-Job wieder. Die gewohnte Tätigkeit hilft ihr, sich aus ihrer Depression zu befreien. Da Thomas ihr immer sympathischer wird und sie nicht an einfache Lösungen glaubt, sucht sie nach anderen Verdächtigen. Dabei macht sie eine für Thomas schmerzliche Entdeckung, durch die der Fall eine dramatische Wendung nimmt.
Barbara, die wie gewöhnlich gegen den Strom schwimmt, ist plötzlich ganz auf sich allein gestellt ...
Kompliment und Hut ab vor dieser Autorin, deren beeindruckender Erstling sich keinesfalls vor den Werken ausländischer Kollegen verstecken muss.
Was schon bei der Lektüre des Klappentextes Lust aufs Lesen macht, entpuppt sich spätestens auf Seite 30 als Story mit hohem Suchtfaktor, die man erst dann aus den Händen legen möchte, wenn auch der letzte Faden entwirrt und das allerletzte Geheimnis gelüftet wurde.
Schon der Ansatz der Geschichte ist äußerst vielversprechend: Eine hochbegabte Polizistin ergibt sich dem Suff und landet freiwillig auf der Straße, bis sie dort von einem menschenfreundlichen Millionär aufgelesen wird, der ihr ohne Gegenleistung ein Dach über dem Kopf anbietet - und das nicht nur für eine Nacht...
Natürlich will man da mehr wissen, will ergründen, was diese Frau für ein Mensch sein muß, um sich so gehenzulassen in einer Gesellschaft wie der unseren, die derart auf Leistung ausgerichtet ist, und dann noch einer Branche wie der Kriminalpolizei, die Schwäche in den eigenen Reihen nicht zulassen kann.
Dieser Wunsch wird erfüllt - während die spannende Rahmenhandlung ihren Fortgang nimmt, während Leichen entdeckt und Verdächtigungen ausgesprochen werden, kommt auch die Persönlichkeit der Heldin zum Vorschein.
Sie wandelt sich, wird mit jedem Kapitel wieder stärker, bis sie in einem atemberaubenden Showdown dem psychopathischen Mörder Auge in Auge gegenübersteht und aus dieser Begegnung wie Phoenix aus der Asche, zwar mit diversen physischen Blessuren, aber psychisch gesundet hervorgeht.