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Rückkehr aus dem Reich der Toten - Ein Fall für Carlotta Carlyle

Original: Cold Case
rororo TB
ISBN 3-499-22807-6

Mit fünfzehn schreibt Thea Janis einen skandalösen Roman. Kurz darauf wird sie von einem Serienmörder umgebracht.
Doch dann, nach vierundzwanzig Jahren, tauchen neue Texte von ihr auf, die erst in letzter Zeit geschrieben worden sein können.
Carlotta Carlyle, die rothaarige Privatdetektivin, muß herausfinden, ob jemand aus dem Reich der Toten wiederkehren kann...

Rezension:
Eine Dynastie. Einen Clan. Die Reichen und die Schönen.
Die gibt es auch in Boston. Macht und Geld, Ruhm und Einfluß kommen nur paarweise vor. Die, die haben, bekommen noch mehr.
Ist es so?
Der Senator hat das alles, Reichtum und die richtige Herkunft, eine schöne junge Frau, die Aussicht, die nächste Wahl zu gewinnen. Und doch. Es ist doch so, wie der Normalbürger es sich vielleicht heimlich wünscht. Auch bei denen, die im großen schönen Haus wohnen und die großen schönen Autos fahren, ist nicht alles groß und schön. Hinter den Kulissen sieht es anders aus. Und es bedarf einiger Anstrengungen, diese Kulisse aufrecht zu erhalten. Es ist bestimmt nicht einfach, die Maske des Erfolgs und des Strahlens und des Reichtums stets vor sich zu tragen.
Die Privatdetektivin Carlotta Carlyle bekommt einen Einblick in das Leben ihres städtischen Clans. Nicht, daß diese Einsichten ihr zugetragen werden, aber mit Beharrlichkeit, Ideen und Mut kommt sie an eine Familie heran, die eigentlich gewohnt ist, öffentlich zu leben, aber doch stets darauf bedacht ist, die Wahrheit zu verschleiern.
Was kann man Besseres über einen Kriminalroman sagen als: Spannend!
Dieser Krimi ist es: Spannend.
In einem Guß erzählt, von Vorfall zu Vorfall, von Bekanntschaft zu Bekanntschaft, so geschrieben, daß es äußerst schwierig ist, zwischendrin einmal anzuhalten und Luft zu holen. Immer neue Ecken tauchen auf, um die der Kopf denken muß, überraschende Wendungen, interessante Persönlichkeiten, kurz und treffend charakterisiert, äußerst witzig-elegant und nachvollziehbar beschrieben.
Aber es braucht die Katze was zu fressen, der Postbote eine Unterschrift, der Magen etwas Nahrhaftes zu verdauen - 525 Seiten lesen sich trotz aller Bemühung nicht in einer Nacht - also muß der Leser doch einmal das Buch aus der Hand legen.
Wenn auch widerstrebend.
Es ist der achte Roman, den es mit der toughen Privatdetektivin gibt, deren Kenntnis für jeden Krimifreund einfach dazu gehört. Die Fälle, die Carlotta aufgetragen werden, sind spektakulär, sind skurril, sind anders, als die Fälle, die ihre männlichen Kollegen bekommen. Die, die in ihren Büros hinter der Glastür sitzen, den Schreibtisch voller Papierkram, eine Katze beherbergen, rauchen und der reichen, nervösen Kundin im Jacky-Onassis-Kostüm mit ängstlich festgehaltener Handtasche cool, ohne mit der Wimper zu zucken und ohne die Beine vom Tisch zu nehmen, aber doch irgendwie hilfsbereit fragen: "Kann ich Ihnen helfen, Miss?"
Okay, so wie der typische Privatdetektiv im typischen Krimi auftritt, so ist Carlotta auch, muß sie wohl sein, um anzukommen - sowohl bei ihren Bostoner Kunden, als auch bei ihren Lesern auf der ganzen Welt, nur das Rauchen, das hat sie sich abgewöhnt.
Carlottas Fälle werden stimmungsvoll, kenntnisreich, witzig und - spannend von Linda Barnes erzählt.
Nur schade, daß der Verlag diesen Roman nicht ordentlich lektoriert hat - die überdurchschnittlich vielen Rechtschreibfehler lassen ab und an einen gewissen Ärger hochkommen...

Iris Groschek