Das Buch direkt bei Amazon bestellen S.S. van Dine
Der Mordfall Benson

Original: The Benson Murder Case
Dumont TB
ISBN 3-7701-4978-5

Vance blies einen Rauchring in die Luft.
"Ich habe vom ersten Augenblick an gewußt, wer dem alten Gauner das Lebenslicht ausgeblasen hat."
Markham schnaubte verächtlich.
"Was Sie nicht sagen! Und wann ist Ihnen diese Erleuchtung gekommen?"
"Oh, höchstens fünf Minuten, nachdem ich an jenem ersten Morgen Bensons Haus betreten hatte", erwiderte Vance.
"Hört, hört! Und warum haben Sie sich mir nicht anvertraut und uns all diese Mühen erspart?"
"Unmöglich!" rief Vance übermütig. "Sie waren nicht reif dafür, an meinem Wissen teilzuhaben."

Rezension:
Der Kunst- und Kulturkritiker Willard Huntington Wright führte 1926 unter dem Pseudonym S.S. van Dine seinen Gentleman-Detektiv Philo Vance mit dem "Mordfall Benson" in die amerikanische Krimilandschaft ein.
Der Meister des Wortspiels überlässt dabei nichts dem Zufall. So wundert es nicht, dass er seinen weltgewandten, hoch dekorierten und psychologisch geschulten Helden auf den Namen Philo Vance tauft. Blättert man ein wenig im Wörterbuch, wird einem die Bedeutung dieses Namens recht schnell klar und auch die Charaktere der übrigen Protagonisten lassen sich so leicht ableiten. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk van Dines. *)

Die Handlung des Buches ist schnell erzählt. Der Gentleman-Detektiv Philo Vance, seines Zeichens studierter Müßiggänger, soll als Zuschauer die Ermittlungen zum neuesten Mordfall begleiten.
Natürlich kennt der Privatmann vom ersten Augenblick des Geschehens den wahren Mörder und lotst Polizei und Staatsanwaltschaft durch die gesamten Recherchen, bis er sie an seinem Wissen teilhaben lässt.

Was im Ansatz des Buches sicherlich noch ganz amüsant erscheint, verliert im Laufe der Erzählung jedoch an Glanz.
Der Leser ist bald gelangweilt von der Erzählweise van Dines, die im bildlichen Vergleich einem ausgekauten zähen Kaugummi stark ähnelt.
Der Superheld - in seiner Überheblichkeit - wird auch bis zum Schluss, trotz seiner messerscharfen Beobachtungsgabe und seines fundierten Wissens, kein bisschen sympathischer.
Der Leser bleibt, im Gegensatz zu Philo Vance, als Beobachter vor den Geschehnissen außen vor und kann nicht in die Geschichte eintauchen.

Fazit: Der Versuch S.S. van Dines die witzigen Charaktere einer Agatha Christie mit der gemütlichen Beschaulichkeit und pfiffigen, scharfsinnigen Spitzen einer Dorothy L. Sayers in einem neuen Werk zu verbinden ist vergeblich.
Beiden namhaften Krimi-Autorinnen gelingt es, den Leser mit ihren amüsanten Geschichten zu fesseln, was dem Kunst- und Kulturkritiker völlig abgeht.

Gaylord

*) 'philo' bedeutet soviel wie philologisch oder Philologe also Sprachforscher, Literaturforscher (vielleicht stellt sich S.S. van Dine in dem Gentleman selbst dar). Auch bedeutet es Philosoph bzw. philosophieren, was der Hauptakteur im gesamten Werk auch tut. Der Namenteil 'Vance' ist wahrscheinlich abgeleitet vom Wortstamm fancy, was auf einen eingebildeten, fantasiebegabten und einfallsreichen ungebundenen Liebhaber (auch der schönen Dinge) hinweist.
'Markham' bedeutet soviel wie ganzer Kerl, im Leben stehend