Arne Berggren
Der Schweiger - Geschichte eines Totschlags
Original: Stillemannen - historien om et drap
Der namenlose Ich-Erzähler steht vor Gericht, die Anklage lautet: Zweifacher Totschlag.
Rezension:
Der jugendliche Ich-Erzähler hat das Gefühl, als würde vor ihm ein poetisch-lyrisch- phantastischer Film ablaufen.
Arne Berggren legt hier eine brillante Erzählung über unerfüllte Sehnsüchte vor, einen Roman - zwar mit einer Kriminalhandlung und doch voll lakonischer Poesie.
Ein Buch, auch für Erwachsene, welches man gern zweimal liest - kein Wunder also, dass der Autor dafür 1993 den Jugendbuchpreis des Verbandes der norwegischen Literaturkritiker erhielt.
Hope
KerLe gebunden
ISBN 3-451-70213-4
(ab 14 Jahren)
Zweieinhalb Jahre zuvor hatte er, 15jährig, seine gleichaltrigen Freunde Martin und Miriam im Vollrausch erschossen. In Miriam, die er von Kindesbeinen an kennt, war er bis über beide Ohren verliebt, und Martin war zwar sein Rivale um die Gunst des Mädchens, aber auch sein bester Kumpel.
Die Fragen nach dem Warum stellen sich nicht nur das Gericht, die Presse und die Zuschauer im Gerichtssaal, sondern auch der Angeklagte selbst. Während die Gerichtsverhandlung ihren Lauf nimmt, fallen ihm bruchstückhaft wichtige Erlebnisse seiner Kindheit und Jugend ein, vor allem die Erlebnisse auf der Ferieninsel, wo auch das tragische Unglück passierte.
Und doch bleibt nach zahllosen durchwachten Nächten, die zwischen Tat und Gerichtsverhandlung liegen, über allem das »Warum? « stehen.
Waren Sie schon einmal in Skandinavien?
Die Osloer und Ihre Sommergäste sind vom Mitt- bis in den Spätsommer hinein buchstäblich "aus dem Häuschen".
Denn es ist die Zeit des Lichtes in diesem sonst so dunklen Land.
Und genau das ist das Gefühl, in das der Leser im vorliegenden Roman eingebettet wird, um so die typische Art des Skandinaviers, seinen Charakter, diese ganz spezielle Kultur- und Lebensform zu erleben.
Seine Enttäuschung und Sehnsucht über seine erste große Liebe, das Verhalten seiner Freunde sowie der noch nicht verarbeitete Tod des Vaters sind wichtige Erlebnisse. Das Lebensgefühl der Nordländer zur Sommerzeit, verbunden mit großen Partys, zu welchen der Alkohol wie die Butter zum Brot gehört, lassen ihn schließlich in sein Verbrechen hineinschlittern.
Bravourös gelingt es ihm über große, aufwühlende Gefühle und die Kraft der Liebe zu schreiben, ohne dabei kitschig zu werden oder den Leser zu überfordern.
"Der Schweiger" ist eine mitziehend erzählte Geschichte, tiefgründig und zugleich äußerst spannend. Dies alles vor der sommerlichen Kulisse der Fjordlandschaft Norwegens.