Das Buch direkt bei Amazon bestellen Uta-Maria Heim
Engelchens Ende

Rowohlt TB
ISBN 3-499-22994-3

Saskia ist acht Jahre alt. Ein Engel, sanft, schön und liebenswert. Als Kindermodel macht sie Werbung für Sonnencreme. Millionen haben ihr Bild gesehen.
Eines Tages wird Saskias Leiche aus der Elbe gefischt. Das hübsche Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
Wer hat das Mädchen getötet? Und warum auf so grausame Weise?
Die Polizei findet keine brauchbaren Spuren und bittet die Psychologin Dr. Angelika Haupt, ein Täterprofil zu erstellen.
Ihre Nachforschungen fördern eine Tragödie zutage.

Rezension:
Daß dem Roman der "Glauser 2000 - Krimipreis der Autoren" verliehen wurde, begründet die Jury damit, daß mit diesem "faszinierenden Psychothriller ein sensibler und kluger Beitrag zu einem schwierigen Thema geleistet wurde, der gleichzeitig dem Anspruch auf spannende Unterhaltung gerecht wird".
Womit die Juroren zweifelsohne Recht haben, ist die Tatsache, daß diese Geschichte um ein schreckliches und auf den ersten Blick unverständliches Verbrechen, in dessen Mittelpunkt ein kleines Mädchen steht, ein spannungsreiches Psychodrama ist mit vielen verwirrenden Wendungen.
Was sie aber in ihrer Bewertung nicht sagen, ist das Gefühl, das den Leser förmlich anspringt, sobald er den Roman weggelegt hat: Mein Gott, wer hätte gedacht, wieviel Elend zwischen zwei Buchdeckel passt!
Nicht genug, dass das kleine Mädchen, dessen Leben früh, viel zu früh, gewaltsam ausgelöscht wurde, offensichtlich keine wirklich schöne Kindheit hatte und, wie es scheint, der ganzen Familie, eine intensive psychologische Betreuung nicht wirklich schaden würde, nein, jeder andere, der auch nur ansatzweise in der Handlung vorkommt, hat ebenfalls mit gravierenden seelischen Problemen zu kämpfen.
Angefangen vom ermittelnden Kommissar, dem - wer will es ihm verdenken - dieser Fall mit der grausam entstellten Leiche nicht nur an die Nieren geht.
Über die Psychologin, die, wenn sie nicht gerade am Täterprofil arbeitet, im Clinch liegt mit ihrem Ex-Mann, einem Journalisten, der schon von Berufs wegen das eine oder andere Trauma sein eigen nennt oder im Zweifelsfall darüber schreibt.
Bis hin zu den zahlreichen Verdächtigen, mit denen die Autorin gekonnt die Handlung anreichert und gehörig Verwirrung stiftet und der Person, die - zunächst ohne dem Leser zu enthüllen, ob es sich dabei um Mörder, Opfer oder einfach eine weitere bedauernswerte Figur in diesem traurigen Spiel - in ich-Form eindrücklich ihre trostlose Vergangenheit wiedergibt.
Was alles in allem dazu führt, dass die Lektüre des Romans nicht wirklich zur Erbauung des Lesers beiträgt - ihm aber mit Sicherheit diverse unvergessliche Stunden beschert beim Wunsch, endlich die Hintergründe dieses unsäglichen Geschehens zu erfahren.
Und die Einsicht, dass es uns Lieschen Müllers und Otto Normalverbrauchers alles in allem doch verdammt gut geht, wenn man bedenkt, wie verkorkst andere Leben sein können.

Miss Sophie