Charlotte MacLeod
Die Familiengruft
Original: The Family Vault
Sarah war auf etwas Schreckliches gefaßt gewesen, aber nicht auf das, was sie jetzt sah:; Auf dem Steinfußboden lag ein Körper, so, als wäre er ohne jede Achtung vor dem Tod hier hineingeworfen worden.
Rezension:
Was weiß Sarahs ältlicher Ehemann, was seine Mutter über die Tote?
Der erste Krimi mit dem Team Kelling-Bittersohn beleuchtet die unwirklich scheinende Welt eines Bostoner High-Society-Clans mit dem gewissen Touch Extravaganz, Selbstironie und Hang zur Skurrilität.
Charlotte Mac Leod fügt hier gekonnt zusammen, was zusammen gehört: Spannung satt, kraftvolle, originelle Protagonisten und eine wundervolle Atmosphäre.
woerdi
(1. Band Boston Serie)
Dumont TB
ISBN 3-7701-5394-4
Es handelte sich offensichtlich um den Körper einer Frau. Nur noch das Skelett war übrig, umgeben von den vermoderten Überresten eines engtaillierten Korsetts und eines scharlachroten Rocks. Hohe schwarze Stiefel mit modischen roten Absätzen hielten Bein- und Fußknochen zusammen.
Aber was Mr. Ritling den Magen umgedreht hatte und was alle Anwesenden zeit ihres Lebens in ihren Alpträumen heimsuchen würde, waren die winzigen blutroten Rubine, die in glühendem Purpurrot zwischen den grinsenden Zähnen hervorblitzten.
Eine düstere, neblige Atmosphäre umwabert den alten traditionsreichen Kelling-Familienbesitz.
An der Zeit vorbei scheint dieser etwas inzestuöse Familien-Clan zu leben - eine eigene Welt ohne Heizung, die dunklen kalten Gemäuer zuweilen nur von einer Petroleumsfunzel erhellt - traditionsreich von einer Zofe in gestärktem Spitzenhäubchen umsorgt, ist das taub-blinde Familienoberhaupt Carolin Kelling, die mit gestrenger Hand ihren Sohn und dessen blutjunge Frau Sarah finanziell in Schach hält.
Eigentlich ein typisch englisches Millieu aus der Jahrhundertwende, was Stil, Stimmung und die Darstellung der Personen angeht ... Diesen Eindruck gewinnt der Leser - doch er irrt.
Denn Zeit und Ort sind überraschenderweise die späten 70-er Jahre und die Stadt Boston in den USA, wo ganz unerwartet in der zugemauerten Familiengruft der Kellings das rubingeschmückte Skelett einer seit 30 Jahren vermissten Stripteasetänzerin auftaucht.
Was hat es mit den orangefarbenen Ziegelsteinen auf sich?
Warum hat seit ewigen Zeiten niemand mehr den alten Familienschmuck zu Gesicht bekommen?
Wieso sterben die Menschen, die mit den Kellings zu tun haben und nicht zuletzt diese selber wie die Fliegen?
Fragen, die Sarah Kelling alleine aufklären muss und die sie bis ins Tiefste selbst betreffen und erschüttern - bis sie Hilfe von Max Bittersohn erhält.
Rubinbesetzte Zähne und Gardinen als Tagebücher zählen nun normalerweise nicht einmal zum amerikanischen Alltag, so verrückt die Amis zuweilen auch sein mögen.
Das Resultat?
256 prallgefüllte Taschenbuchseiten feinster Krimikost für jeden Liebhaber von Klassikern der guten alten, konservativen Art.