Doris Gercke
Bella Block: Weinschröter, Du mußt hängen
btb TB
"Ist es leicht, einen Eber zu melken?" fragen die Männer an dem warmen Sommerabend die Frau, die schon etwas benommen ist vom Bier und einfach froh, daß jemand mit ihr spricht.
Rezension:
Iris Groschek
ISBN 3-442-09971-4
Was dann folgt, wird sie so schnell nicht vergessen - aber die Männer auch nicht.
In Roosbach ist die Welt noch in Ordnung: Idylle, Dorfgemeinschaft und Naturverbundenheit. Erstaunlich ist allerdings, daß sich innerhalb kurzer Zeit die ungeklärten Todesfälle häufen.
Bella Block, Kommissarin bei der Kripo in einer deutschen Großstadt mit Vorliebe für Wodka und Orangensaft, bekommt den Auftrag, die Todesfälle zu untersuchen.
Doch aus der reinen Routinesache mit viel Freizeit wird nichts, denn schnell stößt sie auf einen Mordfall - und es soll auch nicht der letzte gewesen sein.
Der erste Bella-Block Roman!
Kaum hat man ihn gelesen, steht man schon mit Herzklopfen im Buchgeschäft vor den Regalen, um mit fiebernden Augen die nächsten Bände herauszuziehen, die es über diese unabhängige Frau gibt, die mit offenen Augen, Eigensinn und Verstand gegen den Strom schwimmt.
Einfach ist es nicht für Bella: Die Gesellschaft, die sie beschützt, ist die gleiche, die die grausamen Verbrechen verübt, mit denen die Polizistin konfrontiert wird. Auch diesmal sind es nicht nur die Morde, die einen erschauern lassen. Vielmehr ist es die treffende Gesellschaftsbeschreibung, die einen gruselt.
Die sympathische Heldin mit ihrer Vorliebe für Alkoholika schlägt sich zwischen feist-geilen Männern und dumm-dienenden Frauen durch. Bella erlebt die Stimmung einer Dorfgemeinschaft, die Gleichgültigkeit, die Boshaftigkeit, die Dreistigkeit, die Überheblichkeit.
Es passiert mehr als ein Mord in Gerckes Büchern. Es gibt Opfer, die Täter sind und Täter, die Opfer sind.
Als Bella merkt, daß sie nicht automatisch auf der Seite der Opfer stehen kann, beendet sie ihre öffentliche Karriere.
Ein nachdenkliches Buch (- bitte dran denken: das Leben kann auch schön sein. Ehrlich!).
Fies passen makabre Verse von Alexander Block (Bellas unehelichem Großvater) und lustig-grausame Kinderreime an den Kapitelanfängen in die Krimistimmung.