Doris Gercke
Bella Block: Dschingis Khans Tochter
Ein Bella-Block-Roman
Bella Block, ehemals Detektivin, ermittelt inzwischen nur noch in Einzelfällen.
Und sie will ihr Leben ändern.
Rezension:
Iris Groschek
Goldmann TB
ISBN 3-442-43891-8
Als Charlotte Mehring, Inhaberin eines noblen Modeunternehmens, sie bittet, als ihre Dolmetscherin mit nach Odessa zu fahren, nimmt Bella das als Wink des Schicksals und akzeptiert.
Doch schon in der ersten Nacht wird Charlotte aus dem Hotel entführt. Offenbar ist sie in einen Mafia-Krieg konkurrierender Firmen geraten.
Auf der Suche nach ihr trifft Bella zwei Menschen, die für ihr weiteres Leben entscheidend sein werden: Sie begegnet Viktor, einem russischen Physiker, und Tolgonai, "Dschingis Khans Tochter". Diese Frau zeichnet sich sowohl durch ihre Schönheit aus als auch durch ihre Gewaltbereitschaft gegenüber Leuten, die andere mißhandeln oder unterdrücken.
Bella und Viktor machen sich auf, den Spuren zu folgen, die weit in die Vergangenheit reichen.
Und wieder einmal ist Bella versucht, den Menschen resigniert den Rücken zu kehren.
Tolgonai nimmt den Kampf an - und verliert. Ihre Zuflucht wird Bellas Wohnung in Hamburg sein.
Dieser Bella-Block Roman ist noch politischer als die anderen.
Sie durchschaut und verachtet ihre heimatliche Gesellschaft noch mehr als zuvor. Und Bella traut sich, konsequent zu sein. Sie verläßt die neue Heimat, um eine alte Heimat finden zu können.
In diesem Buch ereignet sich viel, das für Bellas Leben bestimmend wird. Und sie lernt Menschen kennen, die ihren Weg weiter begleiten werden und die in den Nachfolgebänden weitere große Rollen zugewiesen bekommen werden.
Mit der letzten Buchseite dieses Romans möchte man schon die erste Seite des neuen Romans der Krimi-Autorin des Jahres 1991 aufblättern, auch wenn man weder Kommunistin noch Alt-68erin noch Feministin ist.
Mit jedem neuen Band wächst das Wissen um ihre Kultfigur, die ältere zähe toughe unvorhersehbare Frau namens Bella Block, die die Obrigkeit in Form von Polizei und Politik und Medien zu durchschauen meint und die mit ihrer Person neue Maßstäbe an Kriminalhauptfiguren setzt.
Doris Gerckes klare Sprache wirkt durchschauend und läßt einen kein Buch der Serie zur Seite packen, ohne dass man das Ende gelesen hat. Ihre Kriminalromane sind glatt zu lesen, ohne dass ihr Inhalt in irgend einer Weise glatt zu nennen wäre.
Auch wenn der Lesende nicht politisch auf Bella Blocks Linie liegt, auch wenn der Lesende ein Mann ist, auch wenn der Lesende eigentlich nur nach Mallorca in den Urlaub fliegt: Bella Block Krimis sind einfach spannend zu lesen.