Das Buch direkt bei Amazon bestellen Carina Burman
Cromwells Schädel

Original: Cromwells huvud
Deutsche Verlags-Anstalt
ISBN 3-421-05214-X

Zwei Schweden in Cambridge - die neunzehnjährige Malin als Aupair, der mittelalte G.G. als Visiting Fellow am College Lady Elizabeth Hall. Malin entdeckt die freie englische Liebe, G.G. seine eigene neue Freiheit fern von Heim und Familie in englisch skurriler College- Atmosphäre.
Der Master von Lady Elizabeth Hall, eine Frau, wird eines Tages tot vor ihrem Kamin aufgefunden. Was ist passiert? Eine Intrige zwischen akademischen Konkurrenten? Besteht ein Zusammenhang mit dem Verschwinden des vermeintlichen Schädels Oliver Cromwells, um den sich in letzter Zeit eine Kontroverse entspann?
G.G., der Visiting Fellow am College, wird unvermutet in die Verflechtungen hinter den Kulissen hineingezogen, aus dem frische Lebensluft atmenden Mitvierziger wird ein Spion wider Willen im Dienste des neuen Masters - der wiederum der Erwählte von G.G.s Landsmännin Malin zu sein scheint, die ihre Zeit als Aupair intensiv für neue Lebenserfahrungen nutzt.

Rezension:
In Englands Unis wird ne Menge getrunken. Nicht nur Tee. Und das ist nicht der einzige Grund, warum der englische Student an sich zwei der drei Trimester nicht so recht zum lernen kommt.
Das Collegeleben wird beherrscht von merkwürdigen Sitten und Gebräuchen, skurrilen Regeln und Ordnungen, althergebrachten Vorschriften und Geschichten, Dingen, die England eben zu England machen.
Da müssen sich zugereiste schwedische Staatsbürger ziemlich bemühen, um nicht allzu oft ins täglich drohende Fettnäpfchen zu treten. Im richtigen Moment den Arm heben oder auch eben nicht, zum Mittagessen Smoking tragen, sich nicht erschrecken lassen durch von Dach zu Dach springende Studenten in Fledermausmänteln und die Einnahme von pulverisierter Mumie als normalen Versuch, sich jung zu erhalten, sehen.
Die wissende Erzählerin schwebt spitzbübisch über Cambridge und betrachtet das akademische Leben; das alljährliche Ruderwettrennen, bei dem die Studenten die anderen Boote rammen, statt überholen zu müssen, die Profs und Fellows, wie sie mit ihren mittelalterlichen Talaren durch die urigen Colleges eilen (oder torkeln), die jungen Austauschschülerinnen mit ihren jugendlich-erwartungsfrohen Herzen und kurzen Röcken.
Freundlich nimmt die Autorin uns an die Hand, zeigt uns das Land und bringt uns diejenigen näher, die im Laufe der Handlung unsere Helden werden sollen: Den sich zunehmend dem freudvollen Leben entfernenden Fernseh-Anthropologen G.G.. Er verliert die Übersicht. Und das im Laufe der Handlung zunehmend dem Leben zustrebende Au-Pair-Mädchen Malin. Sie gewinnt mehr Einsicht. Einer verabschiedet sich, eine tritt ein.
Ein lockeres, frohes Buch, das einen in der Meinung bestätigt, in good old england sei tatsächlich alles sehr skurril und sehr anders als auf dem Kontinent.
Selbst Morde, Spionage und Ängste wirken blass neben dem regulierten und trotzdem so prallen englischen Collegeleben.

Iris Groschek