Das Buch direkt bei Amazon bestellen Susan Kelly
Tod im Steinkreis

Original: The Lone Traveller
grafit TB
ISBN 3-89425-502-1

Auf der Gemeindewiese im englischen Hungerford schlagen zur Mittsommernacht zwei sehr unterschiedliche Gruppen ihr Lager auf: die New-Age-Anhänger mit ihren nach Räucherstäbchen duftenden Wohnwagen und die traditionellen Roma, die den Jahrmarkt ausrichten.
Als die kleine sechsjährige Jordan Abbot aus Hungerford verschwindet und später tot aufgefunden wird, beschuldigen die Einwohner den geistig zurückgebliebenen Sohn einer Roma-Familie. Der Mob bewegt sich zum Lager der Roma, um das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen.
Superintendent Gregory Summers aus Newbury versucht die Einwohner zu beruhigen, aber mit wenig Erfolg: Ihr Rachedurst kennt keine Grenzen. Ein geheimnisvoller Fremder in einem altmodischen Zigeunerwagen rettet den Jungen vor der Selbstjustiz des Mobs.
Während Summers mehr und mehr über Leben und Tod von Jordan Abbot erfährt, verdichten sich die Geheimnisse.
Die verwitwete Mutter des kleinen Mädchens verbirgt etwas, aber was?
Und welche Verbindung gibt es zwischen dem einsamen Reisenden und den Roma?
Im Feuer der feindlichen Berichterstattung in den Medien und der Verachtung der Einwohner ist Summers selbst ein Außenseiter, der an zwei Fronten kämpft: sowohl gegen den öffentlichen Hunger nach Rache als auch gegen private Dämonen.

Rezension:
Einen guten Krimi sollte man in einem Stück durchlesen können.
Bei "Tod im Steinkreis" tut man sich damit auf den ersten Seiten zunächst etwas schwer, denn durch die Beschreibung der verschiedenen Schauplätze bleibt zunächst eher unklar, in welche Richtung der Leser gelenkt werden soll.
Doch lohnt sich ein zweiten Anlauf: Stellt sich doch heraus, daß auch Spannung drinsteckt, wo der Klappentext eine solche verspricht.

Superintendent Gregory Summers soll während des Mittsommerjahrmarktes im englischen Hungerford den Mord an einen sechsjährigen Mädchen aufklären. Vor fünfundzwanzig Jahren gab es dort schon mal eine Bluttat, bei der zwei Mädchen und eine Frau ermordet wurden.
Obwohl damals ein vermeintlicher Täter gefunden und verurteilt wurde, hinterfragt Summers diesen Fall, weil er sich davon Hinweise für seine laufende Ermittlung erhofft.
Dabei hat Summers es immer wieder mit einer aufgebrachten Meute zu tun, die einen geistig behinderten Romajungen vorverurteilt.

Obwohl Susan Kelly zeigen möchte, mit welcher Intoleranz und Ungerechtigkeit die Roma zu kämpfen haben, ist sie doch selber auch nicht ganz frei von Klischees.
Denn was die Beschreibung der Roma und des homosexuellen Fotographen Piers Hamilton angeht, greift die Autorin leider selbst auf Stereotypen zurück: die Roma sind "impulsiv und ungepflegt", der Fotograf ist gut aussehend und "eine Idee zu schick".

Was diesen Kriminalroman im Grunde ausmacht, ist die Figur des Superintendenten Summers.
Ihn lernt der Leser mit jeder Seite, die er liest, besser kennen.
Dabei ist Summers viel mehr als ein vorübergehender "Medienheld", der beispielsweise bei einer Geiselnahme die Nerven behält; was den Leser berührt, ist daß dieser Polizist im Privatleben genauso viele Ängste hat wie andere Menschen auch. Eine besondere Brisanz ergibt sich daraus, dass Summers um seinen verstorbenen Sohn trauert, jedoch dessen junge Frau liebt und mit ihr zusammenlebt, obwohl dies nach den englischen Gesetzen verboten ist.

Die Handlung verläuft gradlinig, ohne größere Überraschungen, denn der Leser wird kaum auf falsche Fährten gelockt - und wenn, dann ist dieses Manöver ziemlich offensichtlich. Dafür sind die Geschehnisse aber immer glaubwürdig und realitätsnah.

Das Ende der Geschichte ist zwar nicht wirklich überraschend. Doch all dies kann man verschmerzen, weil die Autorin ihre Figuren so detailliert zeichnet. Es ergeben sich Einblicke in ihre Beweggründe. Und das, was diese Menschen antreibt, und die Art und Weise wie ihre Schicksale ineinander greifen, ist oftmals spannender als die Auflösung des Mordfalles an sich.

Susan Kelly ist mit einem hohen Anspruch an ihr Werk gegangen, und sie hat sich möglicherweise ein klein wenig dabei übernommen - und dennoch ist "Tod im Steinkreis" ein richtig lesenswerter Krimi.

Mafalda