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Das Doppelleben von M. Laurent

Original: La Doppia Vita di M. Laurent
Du Mont gebunden
ISBN3-7701-4880-0

Es ist Nacht in Palermo, als Lorenzo La Marca in einem See aus Blut auf die Leiche des Antiquitätenhändlers Umberto Ghini stößt. Das vermeintliche Blut entpuppt sich bald als Regenwasser aus einem umgestürzten rostigen Faß, die Leiche jedoch ist echt.
La Marca bleibt nicht lange Zaungast. Der Vater seiner heimlichen Freundin Michelle Laurent wird unter Mordverdacht verhaftet. Er hatte ein Verhältnis mit der Witwe Ghini und teilte auch andere Neigungen des Toten.
Beim Versuch, dem guten Herrn Laurent aus der Patsche zu helfen, stürzt sich Lorenzo La Marca tiefer in den Fall, als ihm lieb ist. Doch nicht zuletzt sein botanisches Wissen und seine Menschenkenntnis bringen den Biologieprofessor und Palermoliebhaber La Marca auf die Spuren eines Spiels mit doppeltem Boden.

Rezension:
Mamma Mia, die Mafia im Antiquitätenhandel!
Eine glutäugige Sizilianerin, wahlweise ein feuriger junger Mann aus Palermo während der Lektüre dieses italienischen Krimis voller Wortspielereien und hintersinnigem Schlagabtausch neben sich sitzen zu haben, wäre sicher keine schlechte Idee.
Die könnte man fragen.
Und sie könnten dann ausrufen: "Mia madre! Das kennst du nicht?"
Und dann könnte man bescheiden lächeln und sich ausschweifende Geschichten, Anekdoten, Erzählungen anhören und so die ganze bunte Welt Siziliens erfahren.
Aber da nicht immer der redegewandte Koch aus der Pizzeria nebenan Zeit hat und auch die dunkelhaarige gut gekleidete Romanistikstudentin nicht immer in der Nähe ist, bleiben so manche Interna, Ausdrücke und Andeutungen einem nicht-italienischen Leser nichtssagend.
Zudem wären auch weitergehende Kenntnisse der Musik- und Filmbranche nicht schlecht, wagt man sich an den Krimi des Universitätsdozenten Piazzese mit seiner blumigen Sprache und seinen peppigen Vergleichen.
Aber wenn man sich einmal reinwagt in die Welt des wuseligen Palermo, dann erwartet einen ein nicht endendes Feuerwerk angewandten intelligenten Witzes.
Das ist anregend.
Aber auch anstrengend.
Und kann auf Dauer etwas ermüden.
Oder wach halten, wenn man mithalten will mit der anhaltend schnellen Salve von Andeutungen, Zweideutigkeiten und ironischem Witz.
Ein wenig überdreht, meist in sarkastisch-trockenem Ton wird das tägliche Leben eines Uni-Mitarbeiters erzählt, der neben einer großen Allgemeinbildung eine Freundin sein eigen nennt, die Gerichtsmedizinerin ist und der daher einem für Uni-Mitarbeiter eher ungewöhnlichen Hobby frönt, nämlich der Lösung von Mordfällen.
Mit vielen Seitenhieben auf das heutige gesellschaftliche, politische, kulturelle und kulinarische Leben wird der Leser hineingezogen in Santo Piazzeses Palermo, in ein wuseliges Sizilien, in die italienische Lebensart.

Iris Groschek