Das Buch direkt bei Amazon bestellen Anke Cibach
Alter schützt vor Morden nicht - 21 Krimis mit 150 Rätseln

Gerstenberg gebunden
ISBN 3-8067-2508-X

Wir lachen uns mit Miss Marple ins Fäustchen, denn: Jetzt kommen die Alten!
Sie wissen, was sie wollen, können mit ihrer Erfahrung die klügeren Mordpläne schmieden, mit Ruhe den fulminanten Aufstand proben, sich trickreich der habgierigen Erben entledigen oder frohgemut in Sherlock Holmes Fußstapfen treten.
In 21 spannenden Orginalbeiträgen von Doris Lerche, Susanne Mischke, Regula Venske, Peter Zeindler u.v.a. wird klar: Die Älteren sind die besseren Mörder und die besseren Detektive.

Und damit der Geist fit für den perfekten Mord oder dessen Aufklärung bleibt, ist das Ganze mit kniffligen Rätseln zum Um-die-Ecke-Denken gespickt.

Mordmäßig fit auch Rotraut Susanne Berner, die uns mit ihren Illustrationen durch den komplett kriminellen Lebensabend führt.

Rezension:
Verschmitzt und "bauernschlau" sind sie fast alle, die Protagonisten, dieser wunderbaren Erzählungen, die auch ein jüngeres Publikum problemlos fesseln - umso mehr, da in der Regel mit ihren (Un-) Taten durchkommen...
Und wenn es sich dann um so sympathische Charaktere sind, verschafft dies auch dem Leser eine gewisse Befriedigung (haben wir im Verborgenen doch wohl alle dieses Quäntchen an krimineller Energie....).
So wie etwa die Protagonistin aus "Endstation Terminal 1", der das Ehepaar Alberts eine mehr als außergewöhnliche Freizeitbeschäftigung zuweist.
Oder das Damenkränzchen, das Gesine Schulz in "Süße Ruh" so trefflich ersonnen hat, das glücklich und zufrieden in seinem Stift lebt, weil es einen (wenn auch nicht ganz legalen) Weg gefunden hat, sich den Lebensabend zu versüßen.
Natürlich gibt es dann auch jene Senioren, die sich als weit "schlagkräftiger" entpuppen, als dies auf den ersten Blick den Anschein haben mag und es auf diese Weise ihren Peinigern heimzahlen und denen, die glauben, mit den alten Leutchen könne man "den Molli" machen...
Wie in der köstlichen Geschichte von Gabi Neumayer "Leichte Beute" über Elvira und ihr Kätzchen - ein Team vor dem sich jeder Trickdieb besser in Acht nehmen sollte.
Oder Helmut, einer der nicht allzu zahlreichen männlichen Helden des Buches, den sein geistiger Vater Niklaus Schmid in "Strafe muß sein" einmal gründlich mit der Kaffeefahrten-Mafia abrechnen läßt (was diese in den Augen vieler Mitmenschen schon längst verdient hätten).
Gekrönt wird das durch die ganze Rentner-Rache-Bande aus Birgit H. Hölschers "Ein altes Hausrezept", die eine sadistische Krankenschwester sehr nachdrücklich und endgültig in ihre Schranken weist.
Doch da sind auch noch die leisen, melancholischen Töne - fast versteckt in jenen heiteren Geschichten um betagte Missetäter und Hobby-Spürnasen. Wenn es etwa um Paare geht, wie Ursula und Karl im gleichnamigen Kurzkrimi von Anke Gebert oder Anne und Walter in der rührenden Erzählung "Am Ende eines Tages" von Marie Sea. Sie gehen gemeinsam durch dick und dünn, verstehen sich blind und tun Dinge, die für Außenstehende vielleicht nicht nachvollziehbar sind - hinter alledem spürt man die innere Verbundenheit. Genau deshalb kann sich auch der Leser einer leisen Trauer nicht erwehren, wenn es ans endgültige Abschiednehmen geht.
Und manchen Autoren, wie etwa Nina Schindler in "jeder ist seines Unglückes Schmied", gelingt es gar, die beiden Pole zu vermengen - wo die Vorstellung von der Mutter mit der abenteuerlichen Vergangenheit, die sich nicht kampflos vom eigenen Sohn unterkriegen läßt, zunächst ein Schmunzeln hervorruft, ist der Grundgedanke der Entmündigung aus Habgier doch wieder etwas, was traurig und betroffen macht, weil es eben durchaus Realität in bundesdeutschen Familien sein kann (und nicht nur dort).
Insgesamt überwiegt aber die heitere Note in diesen Geschichten, die - typisch für den Gerstenberg Verlag - abgerundet werden durch ein "Schmankerl": Wo dies sonst Rezepte oder Reisebeschreibungen waren, handelt es sich diesmal um Denksportaufgaben, die nicht nur alte Gehirne wieder jung werden lassen!

Miss Sophie