Das Buch direkt bei Amazon bestellen Dieter Schenk
Tod einer Polizistin - Die Geschichte eines Skandals

Hoffmann und Campe gebunden
ISBN 3-455-06494-9

Hanna Büttner, eine gerechtigkeitsliebende junge Frau mit sportlichen Neigungen, hat sich für eine Laufbahn bei der Polizei entschieden. So gerät sie aus ihrer Heimat in der schwäbischen Provinz auf ein Berliner Großstadtrevier.
Zunächst ist Hanna überaus erfolgreich und gewinnt die Sympathien ihrer Kollegen. Doch allmählich wird ihr klar, dass gerade die erfolgreichen, selbstbewussten Frauen bei der Polizei eine heikle Aufgabe erwartet. Sie erleidet eine ganze Reihe von Demütigungen durch Kollegen, die ihr planmäßig das Leben schwer machen. Weil sie etwa die Exzesse eines Kollegen gegen Ausländer brandmarkt, wird sie durch systematisches Mobbing in die Verzweiflung getrieben - man stempelt sie zum Fall für die Psychiatrie. Am Ende findet sie keinen Ausweg und tötet sich mit ihrer Dienstwaffe.

Hann Büttner ist eine fiktive Person, doch ihre Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten. Dieter Schenk hat vier Selbstmordfälle von jungen Polizistinnen in den letzten fünf Jahren gründlich recherchiert, mit Beteiligten und Angehörigen gesprochen und zahllose Dokumente gesammelt. Für sein Buch, das aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes fiktional angelegt ist, lässt er Motive und immer wiederkehrende Muster von Mobbing gegen Frauen in seine Darstellung einfließen.

Rezension:
Ein packendes, aber ebenso bedrückendes Buch, bedenkt man, daß es sich auf Tatsachen gründet.
Wie der Autor den Leidensweg dieser einen jungen Frau und mehreren ihrer Kolleginnen schildert, das geht unter die Haut - selbst wenn der Stil ob seiner teilweise recht verwirrenden grammatikalischen Brüche wohl weniger pulitzerpreis-verdächtig ist.
Sie wirken glaubhaft, die Aussagen und Anschuldigungen, die den Leser in den 165 Seiten "Romanhandlung" förmlich anspringen - umso mehr, wirft man einen Blick auf den immerhin 60 Seiten starken dokumentarischen Anhang, dessen Originaldokumente (Briefe von Mobbingopfern und/oder ihren Angehörigen, medizinische Gutachten, offizielle Stellungnahmen, Pressemitteilungen etc.) eine mehr als deutliche Sprache sprechen. Und sind deshalb noch viel ungeheuerlicher, aber wahrscheinlich traurige Realität.
Autor Schenk wird sich in den Reihen von Polizei und übergeordneten Behörden keine Freunde machen mit seinem Buch (zumindest wird man wohl nicht wagen, ihm öffentlich Anerkennung dafür auszusprechen, daß er diese Mißstände anprangert). Umso größer ist sein Mut, sich mit diesem brisanten Thema auseinander zu setzen.
Nicht unerwähnt sollte man natürlich in diesem Zusammenhang lassen, daß es auch andere "Kritische Polizisten" gibt, die nicht schweigend zusehen, wie unrecht geschieht. Völlig falsch wäre in der Tat, einen ganzen Berufsstand - der es meist, was die Akzeptanz in der Bevölkerung anbetrifft, obschon fast jeder seine Notwendigkeit anerkennt, schwer genug hat - pauschal abzuurteilen.
Das traurige Fazit allerdings bleibt: Solange es Menschen gibt, die aus Neid, Mißgunst oder nur einem völlig abwegigen Rollenverständnis Gefallen daran finden, andere Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe oder Religion zu drangsalieren und aus ihrer unmittelbaren Arbeitsumgebung herauszudrängen und solange Vorgesetzte absichtlich die Augen verschließen, wenn eine Situation problematisch wird, so lange wird es Mobbingopfer geben.
Selbst in den Reihen derer, die eigentlich Gesetz und Ordnung in unserem Land repräsentieren sollten...

Miss Sophie