Das Buch direkt bei Amazon bestellen John Douglas Mark Olshaker
Mörder aus Besessenheit - Profiling: Die erfolgreiche Jagd nach Triebverbrechern

Original: Mindhunters
Goldmann TB
ISBN: 3-442-12972-9

Auch er hat eine Obsession - der professionelle Killerjäger des FBI ist wie besessen davon, Gewaltverbrechern das Handwerk zu legen.
Mit John Douglas wagt der Leser erneut einen Blick hinter die Kulissen der Kriminalität. Statt Fingerabdrücke, Blutspuren und Zeugenaussagen zu sammeln, versetzt sich der berühmte FBI-Agent mit geradezu untrüglichem Gespür in das Seelenleben von Täter und Opfer.
Mit Scharfsinn und Sachverstand beschreibt er in seinem neuen Buch vor allem gegen Frauen gerichtete Triebverbrechen. Er erforscht die seelische Struktur von Mördern, Serienvergewaltigern und Sexualverbrechern ebenso wie die Seele ihrer Opfer.
Nicht der Name und die Adresse helfen bei der Ermittlung des Täters, sondern ein präzises Bild davon, wie er lebt, was in ihm vorgegangen ist, was ihn zu dem Verbrechen motiviert hat.

Rezension:
Wer schon immer wissen wollte, wie sich das Handwerk der „Profiler“ entwickelt hat und wie diese Spezialisten arbeiten, der kann getrost zu diesem Buch greifen.
John Douglas ist einer der Mitbegründer der Profiler-Abteilung des FBI. Zu Beginn des Buches beschreibt J. Douglas wie er selbst zum FBI kam und wie er zum Profiler wurde und baut in diese Biografie geschickt seine ersten Fälle ein. Später nimmt die Beschreibung der wichtigsten Fälle seiner Karriere den größeren Anteil der Erzählung ein und sein Privatleben gerät in den Hintergrund.
J. Douglas beschreibt viele Fälle, von denen wir wohl noch nie etwas gehört oder gelesen haben, aber so einige seiner Fälle sind auch durch die internationale Presse gegangen, wie z.B. der Mord an der Schauspielerin Sharon Tate.
Sachlich und doch fesselnd sind die einzelnen Fälle dargelegt. Der Leser begleitet nahezu atemlos die Ermittlungsarbeit der Beamten und verfolgt überrascht die Schlüsse, die die Ermittler aus den Tatorten und Beweisen ziehen und wie zutreffend diese Schlüsse doch oft den tatsächlichen Täter beschreiben.
Für Liebhaber forensischer und psychologischer Ermittlungsarbeit ist dieses Buch nahezu ein Muss.

Leia

 

Gastrezension(en):


Name: Michael Drewniok
Email: Drewniok-PB@gmx.de
Datum: 23.10.2001 (23:12)

Was haben der durchschnittliche alternde Politiker/Manager/Schauspieler und ein ehemaliger "Profiler" des FBI gemeinsam? Beide erinnern sich gern in Buchform an die aufregendsten Fälle ihrer Karriere und bessern damit ihr karges Ruhestandsgeld auf. Das Ganze wird damit begründet, man wolle die in Jahrzehnten aufopferungsvoller Arbeit erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen vor dem Vergessen bewahren - und ein bißchen Taschengeld sollte die Mühe, dies alles aufzuschreiben, doch wohl wert sein! Diese Einschätzung mag ein wenig zynisch klingen, doch sie stellt sich unweigerlich bei der Lektüre des vorliegenden Buches ein. Nachdem Anfang der 90er Jahre der unwiderstehliche Hannibal Lector seine blutige Bahn durch den internationalen Kinohimmel zog (was er bald wiederholen wird), sind Serienkiller "in". Klar, daß im Sog des Filmerfolgs mancher, der sich für ein normales Beamtengehalt tagtäglich mit der Jagd auf nur zu reale Mörder beschäftigt, ins Grübeln kommt. Sollte es möglich sein, sich einen Anteil an diesem Millionengeschäft zu verschaffen - ganz seriös selbstverständlich? Gedacht, getan - mit einer gewissen Verzögerung gegenüber Kino, Fernsehen und Roman hielt der moderne Serienmörder schließlich Einzug in das Sachbuch. John Douglas, der sich berufsmäßig ein Vierteljahrhundert damit beschäftigt hat, Persönlichkeitsprofile für einige der übelsten Gewaltverbrecher überhaupt zu erstellen, und sein ihm die Feder führende Co-Autor Mark Olshaker dürfen für sich sogar in Anspruch nehmen, die Pioniere auf dem bis dato unbeackernden Feld gewesen zu sein. Ihr erstes "Mord im Dutzend"-Opus "Die Seele des Mörders" und sein überwältigender Erfolg bereitete den Boden für viele (sehr viele!) Nachzügler derselben (Mach-) Art. Aber auch Douglas und Olshaker beuten fleißig weiterhin die Goldader aus, auf die sie unverhofft gestoßen waren. "Jäger in der Finsternis" widmete sich 1997 hauptsächlich Verbrechen an Kindern und Jugendlichen. Der hier nun vorliegende Teil 3 entstand 1999 und beschäftigt sich mit dem traurigen Phänomen der Vergewaltigung in allen ihren Spielarten. (Olshaker wertet sein frisch erworbenes Wissen darüber hinaus auch gern als Romanautor auf. Er schreibt über - Serienmörder ...) Schon wieder schleicht sich ein ironischer Unterton in diese Besprechung ein. Das ist leider schwer zu vermeiden, denn den unbestrittenen Vorteilen des vorliegenden Buches, das ein erkennbar ausgewiesener Kenner des Themas verfaßt hat, steht eine Reihe ebenso gewichtiger Nachteile gegenüber. Die vielleicht größte Schwierigkeit dürfte dem Autorenpaar die Erkenntnis bereitet haben, daß John Douglas in den beiden ersten Bänden seiner Erinnerungen die bedeutenden, interessanten und aussagekräftigen Fälle seiner FBI-Jahre bereits vorgestellt hat. Nun bleibt ihm nur, die "Reste" zusammenzukratzen und die Lücken mit Einblicken in die Arbeitsweise eines Profilers, weitschweifigen allgemeinen Überlegungen zum Thema Gewaltverbrechen und - wenn gar nichts anderes mehr geht - Anekdoten, saftigen Mordgeschichten sowie düsteren Fallbeispielen für eine saft- und kraftlose Justiz, die sich weigert, die von Douglas durchweg als "Monster", "Ungeheuer", "Kreaturen" oder wenigstens "solche Typen" bezeichneten Übeltäter dorthin zu schicken, wohin sie gehören - in die Hölle nämlich, oder wenigstens für ein, zwei Jahrhunderte hinter Gitter - zu füllen. Daß er dabei nicht davor zurückschreckt, sich recht ausführlich über Untaten zu verbreiten, die in Neuseeland (!) verübt wurden, belegt das Dilemma recht einleuchtend. Wohlgemerkt: Das Mißfallen richtet sich nicht gegen die moralische Wertung von Gewalttätern; sie richten genug Unheil an, um sowohl Schimpfworte wie hohe Strafen vollauf zu verdienen. Der springende Punkt ist eher, daß Douglas und Olshaker mit "Mörder aus Besessenheit" als Sachbuchautoren angetreten sind - nicht als "True Crime"-Geschichtenerzähler oder Moralapostel. Die nötige Objektivität zum Thema lassen sie jedoch weitgehend vermissen. Es ist verständlich, daß Douglas aufgrund seiner jahrzehntelangen, meist scheußlichen Erlebnisse die nötige Distanz nicht mehr aufbringen kann, aber dann wäre es Olshakers Aufgabe gewesen, hier regulierend einzugreifen. Auf der Seite 213 beginnt plötzlich ein völlig neues Buch, möchte man meinen. "Der schwere Weg der Opfer" ist eine nüchterne und fernab jeder Sensationshascherei geschriebene Analyse des Verbrechens Vergewaltigung. Douglas' beschreibt scheinbar Selbstverständliches - und weist doch ebenso schlüssig wie erschreckend nach, wie gering - falls überhaupt vorhanden - das Wissen um dieses Thema in sämtlichen Gesellschaftsschichten ist. Der Autor weitet seine Ausführungen aus, wenn er in den folgenden Kapitels auf das Schicksals derjenigen eingeht, die er als "Überlebende eines Mordes" bezeichnet. Das scheint zunächst ein Ding der Unmöglichkeit zu beschreiben und bezeichnet doch prägnant ein Phänomen, das über den Trubel, der um die Jagd, die Festnahme und die Gerichtsverhandlung in einem Mordfall immer ein wenig stiefmütterlich behandelt wird: Bei einem Mord stirbt das Opfer - aber was ist mit seiner Familie, seinen Eltern, Freunden, Arbeitskollegen? Sie werden ebenfalls ohne eigenes Verschulden in ein Verbrechen verwickelt und müssen lernen, mit diesem Albtraum umzugehen. Von der Gesellschaft und der Justiz, die dem Täter oft mehr Aufmerksamkeit zu schenken scheint als dem Opfer, nicht selten weitgehend allein gelassen, stehen sie mit ihrer Trauer und ihren Zorn oft allein da; eine schwierige Prüfung, an der viele Betroffenen zerbrechen. Seite 352: Ein neuer Themenwechsel - Douglas widmet sich nun dem Phänomen des "Stalking". Stalker - das sind jene unheimlichen Zeitgenossen, die ihre unerfüllten Wünsche auf andere Menschen projizieren, und dies völlig unabhängig davon, ob diese Gefühle erwidert werden oder nicht. Besonders prominente Personen sind naturgemäß bedroht, da sie "von Berufs wegen" Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Schlagen dann Verehrung und Liebe des zurückgewiesenen Stalkers in Haß um, kommt es rasch zur Katastrophe. John Lennon ist eines der bekanntesten Stalker-Opfer. Nachdem "Mörder aus Besessenheit" trotz des konzeptionellen Schlingerkurses bis hierher mehr und mehr fesseln konnte, wirft Douglas plötzlich das Ruder noch einmal völlig herum: Er kehrt zurück zum Anekdotischen, erzählt von seiner Beratertätigkeit bei den Dreharbeiten zum Thrillerklassiker "Das Schweigen der Lämmer" und präsentiert anschließend ein "Best of" berühmter Serienmörder, wobei er tief in die Mottenkiste greift, wenn er die Geschichte vom wahnsinnigen Ed Gein aufwärmt, der das Vorbild für Norman Bates in Alfred Hitchcocks "Psycho" (1960) war. Genauso abrupt kehrt Douglas abschließend noch einmal zum Leid der Überlebenden zurück und schildert die tatsächlich abstoßenden Praktiken US-amerikanischer Anwälte, die sich von gefaßten Serienmördern engagieren lassen und in ihrem Bemühen, ihren gut zahlenden Klienten zumindest die Todeszelle zu ersparen, auch vor der Diskreditierung der Opfer und ihrer Angehörigen nicht zurückschrecken. "Mörder aus Besessenheit" ist ein seltsames Buch - brillant in weiten Passagen, geschwätzig in anderen, aber von der Gliederung her jederzeit ein Desaster. Einen Roten Faden gibt es nicht bzw. man muß ihn sich selbst stricken. Das Erfolgsduo Douglas/Olshaker beginnt den Buchmarkt-Bestseller des Jahres sichtlich mit der heißen Nadel zu stricken. Douglas' Ausführungen zu den "Überlebenden eines Mordes" sind sicher und eindrucksvoll, aber der Autor und seine helfende Hand stehen nun einmal für düster-blutige Mordgeschichten, wie sie das Publikum aus dem Kino kennt. Also müssen wenigstens einige Schauermärchen eingeflickt werden, um dem zahlenden Pöbel zu huldigen - so etwa könnten die Gedankengänge jener Marktstrategen, die heutzutage die Geschicke der zu Buchfabriken herunterkommenden Verlagsgiganten steuern, rekonstruiert werden. Allerdings stellt sich die Frage, in welchem Umfang der negative Eindruck, der bei der Lektüre aufkommt, der unglaublich schlechten Übersetzung anzulasten ist. Sie changiert zwischen salopp bis schlampig und geizt nicht mit eindrucksvollen Beispielen dafür, daß sich ihr Verursacher von den grammatikalischen Regeln seiner Muttersprache weitgehend unbeeindruckt zeigt (S. 63: "Der Fall, der ‘mir' fast das Leben gekostet hat ..."; auf derselben Seite unten: "... die Ärzte gaben kaum noch einen Pfifferling ‘für' mich"; S. 167: "... worauf Shelton zwei Schüsse ‘nach ihr' abfeuerte" - die Liste kann allzu problemlos verlängert werden). Der eingedeutschte Text liest sich so unbeholfen-hölzern wie die synchronisierten Dialoge amerikanischer B-Western kurz nach dem II. Weltkrieg ("Guten Tag, Herr Ringo; sind Sie und ihre Kuhjungen auf dem Weg nach Tuckson?"). Einen gewissen Einfallsreichtum bei der Kreation bisher unbekannter Wörter kann man dem Übersetzer freilich nicht absprechen; was mag beispielsweise eine "übergriffige Persönlichkeit" sein (S. 193)?