Das Buch direkt bei Amazon bestellen Edith Kneifl
Ende der Vorstellung

Diana TB
ISBN 3-453-15255-7

Hermine K., Bsitzerin der "Karpfinger Lichtspiele", eines alten, schäbigen Wiener Vorstadtkinos, in dem nur Kriminalfilme gezeigt werden, entdeckt nach der Samstagnachtvorstellung die Leiche eines alten Mannes.
Der dritte Tote in einem Monat.
Alle drei Opfer sind alte Männer, allen dreien wurde die Kehle durchgeschnitten, und alle drei wurden ausgeraubt.
Da die Polizei schon die ersten beiden Morde nicht aufklären konnte, beschließt die Kinobesitzerin, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen.
Der Schorschi, Oberkellner im Café "Nachtlberger" und seit Jahren in Hermine verliebt, versucht, sie von ihrem gefährlichen Vorhaben abzubringen - aber vergeblich.
So trifft sie einige Besucher der Spätvorstellung im Café und stellt einen Kreis der Verdächtigen auf, zu dem der Schurli Blasicek, seines Zeichens Taxifahrer und Freund Schorschis, wie auch Ella und Klara gehören, zwei alte Damen aus dem Stammpublikum der "Karpfinger Lichtspiele".
Immer tiefer wird Hermine jetzt in Machenschaften verwickelt, die mindestens so düster, grotesk und bedrohlich sind wie die Geschichten der Filme, die sie in ihrem Kino vorführt.

Rezension:
Nicht nervenzerfetzende Spannung erwartet hier den Leser - sondern eine gemütliche Tour durchs nächtliche Wiener Milieu mit schmuddeliger Atmosphäre, einem trostlosen und düsteren Handlungsort und einer ebenso heruntergekommenen Protagonistin in Form von Hermine K.
Sie, die ihre besten Jahre schon lang hinter hat, sowie ihr Dauer-Gspusi, der alternde Oberkellner Schorschi und weitere Wiener Spezls begleiten uns durch das 237 Seiten lange Werk.

Fast schon wie eine Freak-Show mutet dieser Krimi an - ein Reigen der aberwitzigsten Figuren verbunden mit einer leider nur sehr mäßigen Story um die Morde an alten Männern in einem abgetakelten kleinen Lichtspielhaus, welches sich (wie passend!) auf die Vorführung von Krimis spezialisiert hat.

Die Handlung ist einfach gestrickt, glatt rechts, ohne Zopfmuster, jedoch nicht alltäglich.
Oder wissen SIE, wie man, ohne etwas zu tun, nur durch Herumsitzen in einem Cafehaus und mit einem Plausch beim Bier- /Wein-/Kaffeetrinken einen Mord aufklären kann?
Warum da niemand die Polizei ruft bei einem Mord?
Warum die Leich von einem Taxler kreuz und quer durch Wien kutschiert wird?
Und wie man gleichzeitig eine Satire der Gesellschaft zeichnet?

Eine gewisse Kenntnis des Wienerischen-Dialektes, den die ortsansässige Autorin in epischer Breite zur Anwendung bringt, empfiehlt sich zwar für eine leichtere Lektüre, doch mit der Kombinationsgabe, die bei jedem Krimi-Leser in einem gewissen Maß vorausgesetzt werden darf, lassen sich einige Unklarheiten überbrücken.
Fazit: Auch oberhalb des Weisswurstäquators dürfte für den Liebhaber der fast schon schwarzen Satire mit diesem Roman ein "Kaiserschmarrn" serviert sein.

woerdi