Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jutta Motz
Drei Frauen und die Kunst

Piper TB
ISBN 3-492-23153-5

Die Kunsthistorikerin Lisa Wolf kehrt für einige Zeit von New York nach Berlin zurück.
Ihre Versicherungsgesellschaft hat sie beauftragt, verdeckt gegen gefälschte Kunst und deren Händler zu ermitteln,. Denn vom Postamt in Berlin werden gefälschte Grafiken verschickt, die fatal denen gleichen, die vor acht Jahren in New York beschlagnahmt wurden.
Ein Test im Labor eines Papierspezialisten liefert einen wichtigen Hinweis: Das hochwertige Papier, das dem der originalen Grafiken so genau nachgebildet wurde, muß aus einer der renommierten Papiermühlen der ehemaligen DDR stammen.
Zusammen mit Traute Werth, Kriminalhauptkommissarin des LKA Berlin, und ihrer hellwachen Tante Marlene macht sie sich auf die gefährliche Suche.
Doch erst, als ihr Vorgesetzter angeschossen und einer ihrer Verehrer verprügelt wird, erkennt sie die wahren Zusammenhänge.

Rezension:
Berlin ist ziemlich international.
Und mit dem Fall der Mauer nicht gerade ruhiger geworden.
Eine New Yorkerin, damit dem quirligen Leben wahrscheinlich nicht gerade abgeneigte Frau mittleren Alters, Angestellte einer Versicherung, kommt in diese Stadt. Sie hat den Auftrag, etwas über gefälschte Kunstwerke herauszufinden.
Lisa Wolf ist dazu gut geeignet. Unauffällig, plietsch, große Kenntnisse über Kunstgeschichte wie auch über die Geschichte der Kunstfälschung.
Das Bild, das auf der Rückseite des Buches zu sehen ist, lässt stutzen, ist dies die Autorin oder eben die Protagonistin dieses Krimis? Genau so, wie dort abgebildet, kommt hat der Lesende sie sich vorgestellt: blitzende Augen, freundliches rundes Gesicht, ja so sieht sie aus, die Kunsthistorikerin aus New York, eine etwas unscheinbare aber beim näheren Kennenlernen genauso sympathische wie auf ihrem Fachgebiet sich auskennende Person.
Sie arbeitet für eine Versicherungsagentur.
Klingt vielleicht nicht so spannend. Kunst. Versicherung. Diät.
Ist es aber doch.
Denn Berlin ist für die New Yorkerin nicht irgend eine Stadt in Deutschland, sondern die Stadt, in der ihr Vater lebt, ein Künstler, der weiß, was er will und sich nicht davor scheut, auch zur staatlichen Obrigkeit kontroverse Meinungen zu vertreten.
Lisas Suche nach den Fälschern ist auch eine Suche nach der eigenen Vergangenheit. Ihre eigene Kindheit, die Flucht mit der Mutter aus der DDR, das Wiedersehen mit Jugendfreunden, Erinnerungen an ihren verstorbenen Mann.
Das alles klingt nach einem ernsthaften Krimi, schwer zu lesen und eventuell mit moralisierendem oder offen geschichtsträchtigen Hintergrund.
Mitnichten.
Die Autorin weiß komplizierte Sachverhalte in witzige Kapitel zu fassen, berichtet und erzählt mit viel Freude am Wort. Flüssig liest sich das Thema und freudig erfährt der Leser mehr über die sympathische Hauptperson und ihre zwei Verbündeten, die etwas spröde Kommissarin, und die lebenslustige Journalistin, Schwester des eigensinnigen Vaters. Berliner Künstlermilieus werden genau so detailgetreu ohne Rücksicht auf Klischees geschildert wie Verfolgungsjagden im Trabbi durchs eiskalte Sachsen.
Mit Gespür für Details und ohne engstirnige Schwarz-weiss-gut-böse-Malerei wird der Leser mitgenommen auf eine Reise durch ein Thema, mit dem er sich sonst wahrscheinlich nur höchst ungern und mit dicken Schmökern und ellenlangen mit Fremdworten gespickten Fachartikeln in einer verstaubten Bibliothek sitzend befasst hätte.

Iris Groschek