Das Buch direkt bei Amazon bestellen Wolfgang Schüler
Verbrecher im Netz - Fälle - Fakten - Fahnder

Ullstein TB
ISBN 3-548-36251-6

In diesem Buch beschreibt der Autor die Wandlung der Kriminalistik von der Antike bis in die Gegenwart - von Kain und Abel bis zu den Reemtsma-Entführern: Der passionierte Kriminalist erzählt von spannenden und kuriosen Kriminalfällen, folgt den Spuren außergewöhnlicher Detektive und legendärer Verbrecher.
Er informiert über die Entstehung von Polizeiorganen sowie ihren Arbeitsweisen.
Dabei erläutert er auch, wie Wissenschaft und Technik mehr und mehr in den Dienst der Verbrechensaufklärung gestellt wurden und zu Hilfsmitteln der Kommissare avancierten.
Ein aufregender Querschnitt durch die Welt des Verbrechens.

Rezension:
Schüler, ein Rechtswissenschaftler, der seine Millieukenntnisse durch jahrelange Erfahrung als Gerichtsreporter erwerben konnte, veröffentlicht in diesem "Sachbuch" für den kriminologisch angehauchten Leser interessante, wissenswerte, aber auch skurrile Geschichten rund um das Verbrechen.
Dabei beginnt er buchstäblich bei Adam und Eva und landet nach diverse Exkursen in die Welt der Antike und die mittelalterlichen Verhörmethoden bei den Entdeckungen und Errungenschaften, welche seit der Neuzeit das Leben der Ermittlungsbehörden leichter machen.
Nie zu "fachchinesisch", aber doch ausführlich genug, um die technischen und naturwissenschaftlichen Grundlagen nachvollziehen zu können, schildert der Autor anhand vieler historischer Beispiele zur Anwendung die Anfänge solcher Verfahren wie der Körpermessungen nach Bertillon, der Spektralanalyse und der Daktyloskopie bis hin zur Mikrobiologie und dem "genetischen Fingerabdruck".
Sehr informativ auch die Entstehungsgeschichte und Anekdoten rund um viele Organe aus dem Polizeialltag wie etwa Scotland Yard oder FBI - wussten Sie z.B., dass der legendäre John Edgar Hoover noch keine 30 Jahre alt war, als er zum Direktor ernannt wurde?
Auch das Schmunzeln kann der Leser sich hie und da nicht verkneifen ... :
"...Man legte Graphologen bei einem Test zwei Handschriften vor. In Schriftprobe A erblickten sie Regelmäßigkeit, Genauigkeit und Selbstbeherrschung. Aus Schriftprobe B sprachen Rohheitsdelikte wie Vergewaltigung und Mord - meinten die Graphologen. Tatsächlich stammte die Schriftprobe A vom Massenmörder Peter Kürten, Schriftprobe B war die des jungen Wolfgang Amadeus Mozart!..."
Die Kapitel mit den aussagekräftigen Titeln (z. B. "Der Zahnarzt als Kriminalist" oder "Geisterwahn und harte Strafen") machen es dem Freizeit-Kriminologen leicht, etwas nach seinem Gusto herauszusuchen.
Zahlreiche kleine und allerkleinste Geschichten innerhalb der etwas gröber strukturierten Kapitel bieten sowohl etwas "für die kleine Sitzung im gekachelten Raum" als auch für "das ausgiebige Schönheits- und Entspannungsbad".
Es darf aber selbstverständlich auch ganz klassisch (und gerne in chronologischer Folge) abends im Bett gelesen werden.
Wirklich Spektakuläres kann das Buch zwar nicht bieten - wer Jack the Ripper wirklich war, weiß wohl auch Wolfgang Schüler nicht - doch werden die ein oder andere bisher nicht so populäre Geschichte um das eine oder andere noch nicht gekannte Verbrechen das Herz des Krimifans (oder des Lesers, der erst noch einer werden will) mit Sicherheit erwärmen.
Und wer gar die Absicht hat, vor seinen Freunden mit kriminaltechnischem Fachwissen zu glänzen, der sollte das Werk dringend erwerben. Er muss dann nur noch die 304 Seiten auswendig lernen ...

woerdi