Das Buch direkt bei Amazon bestellen Arturo Pérez-Reverte
Das Geheimnis der schwarzen Dame

Original: La tabla Flandes
rororo TB
ISBN 3-499-13909-X

Eine geheimnisvolle, schwarzgekleidete Dame ist auf dem Gemälde des flämischen Meisters van Huys zu sehen.
Als wisse sie um etwas Furchtbares, beobachtet sie mit seltsam entrücktem Blick zwei Ritter, die in eine Schachpartie vertieft sind.
Fasziniert bittet die Restaurateurin Julia den Kunsthistoriker Álvaro herauszufinden, was es mit dem Bild auf sich hat.
Kurze Zeit später ist Álvaro tot - ermordet.
In Julias Umkreis geschieht nun ein furchtbares Verbrechen nach dem anderen.
Ein atemberaubender Schachkrimi, den auch Laien vom ersten bis zum letzten Zug genießen werden.

Rezension:
Nachdem die Hauptfigur Julia in einem alten flämischen Gemälde sowohl den Hinweis auf einen Mord im 15. Jahrhundert als auch den dazugehörigen Täter gefunden und das Rätsel mittels des auf dem Bild gezeigten Schachspieles gelöst hatte, spielt ein Mörder des 20. Jahrhunderts die Partie zu Ende - Zug um Zug, Verbrechen um Verbrechen, Opfer um Opfer ...
Dieser durchorganisierte Schachkrimi mit seinen vielen inhaltlichen Schichten, bei dem selbst der Titel noch dreideutig ist, besticht sowohl durch seine sprachliche Eleganz als auch durch seine Erzählkraft.
Obwohl derart ausgefeilt, dass die Figuren schon fast klischeehaft wirken, ist der Roman doch trotzdem an Dichte und Spannung kaum zu überbieten.
Einmal begonnen, bietet einem der Autor auf solche Art ein "Schach", dass man sein Werk bis zum erlösenden "Matt" kaum noch aus der Hand legen kann!

Erika Drake

 

Gastrezension(en):


Name: Marlon
Email: marlon_b@lycos.de
Datum: 23.9.2001 (16:52)

Dieser "Krimi" ist unertrglich. Die Sprache bleibt stets an oberflchlichen und Klischeehaften Beschreibungen, die Figuren sind vllig berzeichnet: die junge, schne, kluge Heldin, der verschroben-geniale Munoz, der Klischeeschwule Cesar und die Nymphomanin Menchu, sie alle bleiben nur Hllen, die junge Heldin ein Altmnnertraum. Nicht selten bentigt der Autor mehr Zeit fr die wenigen interessanten Wendungen als der Leser, der sich beim hlzernen Erzhlstil oft ziemlich gedulden muss. Desweiteren sind die Schachzge keineswegs so zwingend genial, wie sie der Autor hinstellt. Vielmehr erscheint eine hanebchene Figurenkonstellation auf dem Schachbrett, die knstlich fr ein scheinbar hohes Niveau zu sorgen hat. Ebenso die unertrglichen Pseudogelehrsamkeiten des Cesar. ber den Schluss kann ich leider nicht urteilen, weil ich es nicht fertig gelesen habe.


Name: Bernd Ganter
Email: berndganter@cableonda.net
Datum: 26.9.2002 (13:51)

Was lt sich ber den Autor mutmaen? Dreierlei: Erstens spielt er Schach, zweitens raucht er und drittens hat er einen Kurs ber Kreatives Schreiben besucht. Er ist im brigen zu beglckwnschen: Trotz seines Potentials an schriftstellerischen Fhigkeiten hat er verstanden, die Kenntnisse aus seinem Kurs im Kreativen Schreiben in einen kommerziellen Erfolg umzusetzen. Was ist der Inhalt der "Schwarzen Dame"? Ein Gemlde eines hollndischen Malers namens Van Huys aus dem Jahre 1471, das eine Schachpartie abbildet, stellt sich fr eine junge spanische Restauratorin als Quelle eines Geheimnisses heraus. Unter Rntgenstrahlen zeigt sich eine Inschrift: Quis necavit equitem Wer ttete den Reiter (bzw Springer)? Doch das war nicht alles. Da war auerdem irgendeine Furcht. Die Heldin frchtet sich pltzlich. Man fragt sich, was diese Angst auslst, aber auf diese Weise geht es gleich weiter: Einer der Abgebildeten starb im Jahre 1469, das Bild ist aber aus dem Jahre 1471. Ist das ein Problem? Durch die von Alvaro gelieferten Daten hatte die geheime Botschaft pltzlich etwas Unheilvolles. So schnell geht das. Da, wie so oft in der Kunstgeschichte, die Abbildung des Portrtierten von frheren Bildern abgepinselt worden sein knnte, kommt weder dem Autor noch seiner Heldin in den Sinn. Und dann wird Alvaro mir nix dir nix ermordet, und dann geschieht noch ein Mord, und, hols der Teufel, mehr noch: Diese Morde erfolgen gem der Schachpartie auf dem Bild. Damit der Leser dies besser versteht, wird er endlos mit Skizzen einer Schachpartie geqult, die ihm ausfhrlich in schachtechnischem Jargon auseinandergesetzt werden, denn er will ja unterhalten sein. Und was passiert bis zum Ende? Die wenigen Hauptdarsteller znden sich, wo sie gehen und stehn oder sitzen, Zigaretten an, denn wie einen wahrscheinlich die Kurse in Kreativem Schreiben lehren, mssen sich Dialog (Irgendetwas stimmt hier nicht.), Action, also Zigarette anznden oder Beine bereinanderschlagen oder auch nur verwirrt gucken, und Reflexion, besser gesagt: pseudophilosophisches Gequatsche auf Journalistenniveau, etwa der Art, da die Beweisbarkeit ein weitaus schwcheres Konzept sei als die Wahrheit an sich, in ziemlich genau festgelegtem Verhltnis ablsen. Und Action? Wird ausreichend geboten gem dem Lehrbch fr Kreatives Schreiben: Neben dem dauernden Anznden von Zigaretten, mssen Leute noch stndig verwirrt scheinen oder stets wie in weiter Ferne gedankenschwer ins Leere starren. Da die Protagonistin das sich aus irgendeinem Grunde stndig im Wert steigernde Bild bei sich zuhause aufbewahrt, da die vom Tode bedrohten Akteure nichts besseres zu tun haben, als den Fall trotz angeblich dieser hchsten Gefhrdung im Alleingang zu lsen, da sich die Protagonistin auf einen anonymen Anruf hin nachts allein in ein leeres Museum wagt, und vieles mehr, will schwerlich einleuchten. Wie auch immer: Der Tter wird schlielich gefunden, mu dann aber die letzten sage und schreibe sechzig von nur dreihundertsechzig Seiten ausfhrlichst erklren, warum er seine Untaten vollbracht hat. Natrlich zndet er sich dabei einige Zigaretten an, schlgt die Beine bereinander und starrt wie in weiter Ferne ins Leere. Halt, mehr noch: Giet sich auch noch einen Wodka ein. Action pur. In diesem Buch stimmt wenig, insbesondere berzeugt es nicht in der Psychologie der handelnden, also zigaretteanzndenden, beinebereinanderschlagenden oder nachdenklich ins Leere starrenden Personen. Schon der Grundansatz ist falsch: Wenn schon der Tter seine Morde via Schachspiel ankndigt bzw nachvollzieht, wie sollen sich dann die potentiellen Opfer via Schachspiel wehren? Oder wie kommt es, da die gestresste Hauptdarstellerin trotz tdlicher Bedrohung vllig ohne Grund pltzlich guter Laune ist ("zum ersten Mal war da wieder dieses Gefhl von Ausgeglichenheit), wobei die gleiche Szene (die Musik, vom Wodka gedmpfte sanfte Jazzmelodien aus den dunkeln Winkeln der Wohnung) in leichter Abwandlung gleich dreimal vorkommt (List-TB-Ausgabe siehe Seiten 80/81, 109/110, 210/211). Oder da sie keine Gefhlsregung zeigt, als sie von der Ermordung ihres Ex-Geliebten, ihrer groen Liebe hrt, sondern munter drauflos plappert? Das Buch ist geschrieben von einem Journalisten, der wei, was ein spezifisches Publikum erwartet. Der auerdem unbedingt einen Schachroman schreiben wollte, vielleicht um dem Leser Einblicke in die Readers-Digest-Psychologie des Schachspielers geben zu knnen, ein Vorhaben, das aber in seiner Umsetzung steril und an den Haaren herbeigezogen, ja lachhaft, wenn nicht rgerlich wirkt. Ein eher klgliches Werk insgesamt. Wer Joschka Fischer fr einen Intellektuellen oder Grfin Dnhoff fr eine weitsichtige Frau hlt, und wer fters, wenn auch nur mit schlechtem Gewissen, Derrick sieht, der wird diesen Roman dennoch genieen knnen. Wer glaubt, seine Lebenszeit sei zu kurz, um sie mit schlechten, anmaenden Bchern zu fllen, dem ist dringend abzuraten.