Das Buch direkt bei Amazon bestellen Marcello Fois
Himmelsblut

Original: Sangue dal Cielo
Diana TB
ISBN 3-453-17725-8

Sardinien um 1900:
Filippo Tanchis ist angeklagt, den zwielichtigen Solinas erwürgt zu haben. Man hatte ihn kurz nach dem Mord, verstört und ohne jede Erinnerung neben der Leiche gefunden. Der Fall scheint eindeutig.
Nur Avvocato Bustianu, sein Verteidiger, hegt Zweifel. Denn er spürt, dass Filippos Familie etwas zu verheimlichen sucht. Soll der sensible jüngere Bruder für eine Tat büßen, die er nicht begangen hat?
Auch im zweiten Fall für Avvocato Bustianu spielen die geheimnisvolle Atmosphäre Sardiniens und ihre beeindruckende, unnachgiebige Natur eine wichtige Rolle: den gesamten Roman hindurch fällt der rote Regen - Wasser mischt sich mit rotem Wüstensand - das Himmelsblut.

Rezension:
Die Handlung des Romans spielt 1899 auf Sardinien.
Eigentlich sind das zwei Tatsachen, die man während des kompletten Romans nicht wirklich realisiert.
Avvocato Bustianu könnte irgendwann seinen Fernseher einschalten, in seinen Mercedes steigen und während der Fahrt die Klimaanlage genießen.
Kein Mensch würde sich darüber wundern, besser noch, kein Mensch würde es registrieren. Denn dem Roman fehlt fast völlig der Bezug zur damaligen Zeit, zum Ort der Handlung.
Anwalt Bustianu hat ein Arbeitszimmer, bespricht sich mit medizinischen Sachverständigen in Restaurants und besucht Abends die Vorstellung eines indischen Fakirs, genauso, wie man sich das Leben auf Sardinien Ende des 19. Jahrhunderts vorstellt.
Anwalt Bustianu könnte genauso gut in der heutigen Zeit ein Anwalt mit Sitz in Turin oder Mailand sein.
Die eigentliche Kriminalhandlung kommt bei Fois definitiv zu kurz.
Ein offensichtlich verwirrter junger Mann wird ins Gefängnis gesteckt. Er wird des Mordes an einem, ihm körperlich überlegenen Mann, beschuldigt. Seine Mutter bittet Avvocado Bustianu um rechtlichen Beistand. Bevor Bustianu jedoch mit seinem neuen Klienten reden kann, hat sich dieser in seiner Gefängniszelle das Leben genommen.
Und genau hier, genau an dieser Stelle, könnte ein guter Kriminalroman beginnen.
Tut er aber nicht.
Marcello Fois ist wohl eher ein verkappter Lyriker, als ein Kriminalautor. Er verliert sich seitenweise über den tagelang anhaltenden Regen, lässt den Anwalt während der Nacht mit seinen verstorben Urahnen, dem Vater, Großvater und sogar mit dem Urgroßvater tiefschürfende Gespräche führen und zögert hiermit das herbeigesehnte Ende des Romans immer wieder erfolgreich hinaus.
Ach ja, Großvater Gungui lächelt immer, ohne dabei seinen Mund zu öffnen, er schämt sich nämlich wegen seiner fehlenden Eckzähne.
Also, wenn das kein Thema für einen erfolgreichen Kriminalroman ist...!
Für Freunde guter Kriminalliteratur ist dieser Roman wirklich absolut nicht zu empfehlen.

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