Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jutta Motz
Drei Frauen und das Kapital

Piper TB
ISBN 3-492-22577-2

Was macht eine frischgebackene, glückliche Witwe, die im feinsten Viertel von Frankfurt wohnt, wenn sie entdeckt, dass sie pleite ist?
Ihr Mann, offensichtlich ein Wirtschaftskrimineller, hatte ein Nummernkonto in der Schweiz, aber sie und ihre zwei Töchter wissen nicht, wovon sie Lebensmittel kaufen sollen.
Wo ist das Geld und, wenn es gefunden ist, wie bringt man es über die Grenze?
Fragen, auf die Ruth Meckel keine Antwort weiß, denn Richard sorgte bis zu seinem plötzlichen Herztod für alles.
Rettung naht in Person ihrer patenten Busenfreundin Almuth und vervollständigt wird das Trio durch Marlene mit juristisch geschultem Sachverstand.

Rezension:
Da ist sie wieder, Marlene, die überaus kompetente zupackende Tante-Freundin-Studienkollegin in Jutta Motz´ Büchern.
Hier findet sie sich wieder, in einer Geschichte, in der die eigentlich-nicht-Hauptperson doch irgendwie wieder die Hauptperson ist.
Marlene ist die Frau, die für die durchschnittliche deutsche Hausfrau wie für die Werbebranche, die eben diese durchschnittliche deutsche Frau in den Köpfen verankert, ein Ideal verkörpert: Gesegnet mit Kochkünsten wie mit Köpfchen, was heißen soll, dass sie aus dem Nichts köstliche Gerichte zaubern, wie auch komplizierte Machenschaften von Wirtschaftskriminellen und Steuertricks logisch und verständlich erklären kann.
Sie ist vierfache Mutter, berufstätig und anscheinend so perfekt organisiert, dass sie außerdem frei ist, ihr Leben spannend einteilen zu können. Die Familie kommt schon klar.
Diesmal hilft sie einer Witwe, die merkt, dass ihr sonst gähnend langweilig gewesener Mann im Berufsleben zu ungewohnter Hochform aufgelaufen ist, bevor ihm eben diese Hochform das Leben mittels Herzschlag genommen hat.
Marlene recherchiert die Machenschaften des teuren Verblichenen zwischen Bankkonten, Rechtsanwaltskanzleien und Wirtschaftssubventionen.
Schnell wird herausgefunden, dass die arme Witwe ein nettes kleines Geldpolster von 17 Millionen in der schönen Schweiz hat. Als rechtschaffene Frau mit Moral, Sitte und Anstand, will sie das Geld natürlich nicht haben, denn es kann ja kein sauberes Geld sein.
Mit Witz parliert die Autorin über Amateurdetektivinnen wider Willen, die Witwe und ihre Helferinnen, Marlene und Almuth. Die schon zitierte Durchschnittsleserin wird eingeführt in die Welt von Nummernkonten, Geldtransfers, staatliche Subventionen und Geldwäscherei.
So zusammen leben, kämpfen, etwas rausfinden, als Freundinnen zusammen stehen und ein Ziel erreichen. Das wäre was! So träumt die Leserin und liest sich aus ihrem Alltag in einen kaum alltäglich zu nennenden Heldinnenalltag einer Frau mit Geld, einer Frau Dr. jur und einer Kinderärztin.
Praktisch auch, dass neben den zwei Freundinnen diverse handwerklich geschickte Männer und patente Perlen das Leben der Witwe begleiten, so dass eben dieses einen nicht unbedingt traurig zu nennenden Weg einschlägt.
Einen Weg von der Architektenvilla im Nobelviertel bis in eine Altbauwohnung von Frankfurt-Alt-Sachsenhausen, über Umwege durch diverse deutsche und Schweizer Orte - und die Leserin immer mittenmang dabei.
Wenn auch der Ausflug in die Wirtschaftskriminalität ökonomisch betrachtet nicht sonderlich erfolgreich endet, so kann aber letztlich doch ein positiver Schlussstrich für die Witwe gezogen werden, im Flugzeug mit den Freundinnen Richtung Kreta, ist sie ohne Mann und Geld glücklicher und selbstständiger und freier als jemals zuvor.

Iris Groschek

 

Gastrezension(en):


Name: Reinhold Maier
Email: reinholdmaier@siemens.com
Datum: 27.5.2002 (14:54)

Eindeutig besser und witziger als der Nachfolger "Drei Frauen auf der Jagd", aber nicht ganz stimmig in der Story (im Nachwort wird argumentiert, die neuere Gesetzgebung habe diese Art von Kriminalität nunmehr unmöglich gemacht; aber das besagte Geldwäschegesetz von 1990 wird schon in der Geschichte selbst erwähnt!). Die Autorin scheint im übrigen davon auszugehen, dass das österreichische "Gnä' Frau" im gesamten süd(west)deutschen Sprachraum verbreitet ist...