Das Buch direkt bei Amazon bestellen Roberta Rogow
Tödliche Séance

Original: The Problem of the Spiteful Spiritualist
Ullstein TB
ISBN 3-548-25044-0

Portsmouth 1885:
Im Hause Arkwright herrscht nach dem plötzlichen Tod von Kapitän Jethro Arkwright helle Aufregung. Arkwrights Haushälterin und seine beiden Töchter sind untröstlich, obwohl der pensionierte Kapitän ein strenges Regiment führte - er war cholerisch und allgemein unbeliebt. Zudem liebte er Alkohol und Tabak, so dass kaum jemand an einer natürlichen Todesursache zweifelt.
Charles Dodgson, alias Lewis Carrol, der gerade in Portsmouth bei dem jungen Ehepaar Doyle zu Besuch ist, begleitet seinen jungen Freund Sir Arthur Conan Doyle bei seinem Kondolenzbesuch. Doyle glaubt als Einziger nicht an eine natürliche Todesursache. Er sieht seine Annahme bestätigt, als der Botschafter des Rajah von Rajasthan erscheint und nach einem gestohlenen Schatz forscht.
Den Gepflogenheiten der Zeit folgend, verabreden sich die Anwesenden abends zu einer Seance, um Licht in das Dunkel zu bringen. Arkwrights Haushälterin erklärt sich bereit, als Medium zu fungieren und mit dem Kapitän im Jenseits Kontakt aufzunehmen.
Doch dann bricht sie während der Seance zusammen, und Dodgson und Doyle sehen sich zwei mysteriösen Todesfällen gegenüber.

Rezension:
Der Roman spielt in Portsmouth 1885.
Der cholerische und von allen gemiedene Kapitän Arkwright wird tot in seinem Haus aufgefunden.
Allen ist klar, der Kapitän hatte seiner schlechten Gesundheit, hervorgerufen durch übermäßigen Genuss von Tabak und Alkohol, Tribut zollen müssen.
Allen war dies klar?
Nein!
Ein Mann wehrt sich vehement gegen diese so offensichtliche Tatsache.
Dieser Mann ist kein geringerer als Dr. Arthur Conan Doyle, allen Krimilesern bekannt als der großartige Schöpfer des Meisterdetektivs Sherlock Holmes, wohnhaft in London, 221b Bakerstreet. (Wussten Sie, das 221b Baker Street die bekannteste Adresse der Welt ist?)
Zu diesem Zeitpunkt jedoch ist Arthur Conan Doyle nichts weiter als ein kleiner Landarzt, der sich in den Kopf gesetzt hat, seine zu Papier gebrachten Kriminalromane einem wirklich kompetenten Mann vorzusetzen, einem Herrn in schwarzem Gehrock und altmodischem Seidenzylinder.
Dieser Mann ist Mr. Dodgson. Mathematiker, Diakon der Kirche von England und Verfasser verschiedener Kinderbücher unter dem Pseudonym Lewis Carroll. Mr. Dodgson ist der wahre und einzige Held dieses Romans.
Denn, wenn man ehrlich ist, was trägt Dr. Doyle schon groß zur Aufklärung des Falles bei?
Gut, er bringt den Stein ins Rollen, indem er den Tod Kapitän Arkwrights als Mord bezeichnet, aber das ist eigentlich schon alles.
Er kann den gewaltsamen Tod Kapitän Arkwrights durch Obduktion nicht beweisen, den Einbrecher in seinem Haus nicht festhalten und er durchschaut die Zusammenhänge am Schluss, beim großen Showdown nach der Beerdigung nicht gleich auf Anhieb.
Welch strahlende Figur ist dagegen Mr. Dodgson!
Als er erfährt, woraus der Schatz besteht, weiß er instinktiv sofort, wo sich dieser nur befinden kann. Er durchschaut die wahre Identität Mr. Monks, er rettet Dr. Doyle vor herumfliegenden Brötchen und heißer Fischsuppe bei einer Schlägerei und er sagt Kapitän Cavanaugh auf den Kopf zu, wo dieser die letzten sechs Jahre verbracht hatte. Und da ist auch noch die Sache mit den vergifteten Pfeilen und dem Geheimfach!
Was wäre dieser Roman ohne Mr. Dodgson?
Die Autorin Roberta Rogow benutzt die damaligen englischen Moralvorstellungen, die Sitten und Unsitten der Gesellschaft wie die Saiten eines Instruments. Und sie spielt uns ein Stück vor, von dem wir alle glauben, es irgendwo schon einmal gehört zu haben.
Oder haben wir es gar gelesen?
Auf jeden Fall ist es ein gutes, ein mysteriöses und ein verzwicktes Stück.
Eine Kriminalgeschichte mit Arthur Conan Doyle.
Jeder Leser glaubt natürlich, Doyle sei die zentrale Figur des Romans. Scharfsinnig, überlegen, dominant, einfach männlich. Dabei erinnert Dr. Doyle in diesem fiktiven Roman am Ende des vorletzten Jahrhunderts mehr an einen, uns allen bekannten Dr. Watson, den ewig zweiten Mann eines genialen Detektivs namens Sherlock Holmes.
Aber auch der geschilderte Mr. Dodgson hat kleine Fehler. Er stottert zuweilen, benutzt ein Pseudonym um Kinderbücher zu schreiben und ist schwer behaftet mit den Moralvorstellungen der damaligen gehobenen Schicht. Es ist ihm peinlich zusehen zu müssen, dass Dr. Doyle Geld von einem Kranken annimmt. So etwas tut eine Person des gehobenen Standes einfach nicht.
Mr. Dodgson kommt in seiner Darstellung, seinem Scharfblick und seiner Logik Doyles späterem geistigen "Kind" Sherlock Holmes viel näher als dies Dr. Doyle je könnte.
Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass wir es nur mit einem fiktiven Roman zu tun haben. Dodgson und Doyle sind sich in Wahrheit nie begegnet.
Allerdings ist da dieser ominöse Satz, den Mr. Dodgson zweimal während des Romans ausspricht.
Zitat: "Wenn man alles, was nicht im Bereich des Möglichen liegt, eliminiert hat, bleibt am Ende etwas übrig, das die Wahrheit sein muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag". Zitat Ende.
Ich danke Ihnen für Ihre überaus geschätzte Aufmerksamkeit und Ihre werte Geduld.
Mrs. Hudson, wir nehmen den Tee im Salon.

Compuexe