Raphael Confiant
Mord am Karsamstag
Original: Le meurtre du Samedi-Gloria
Karsamstag auf Martinique: Romule Beausoleil wird tot aufgefunden - mit einem Eispickel erschlagen.
Rezension:
Kathrin Hanik
Scherz TB
ISBN 3-502-51779-7
Inspektor Dorval und sein Assistent Hilarion stehen vor einem Rätsel, denn die Schar der Verdächtigen ist beträchtlich. Allerdings scheint bei allen ein wirkliches Motiv für diesen absurden Mord zu fehlen.
Martinique, in den Sechzigern.
Die Rassentrennung ist zwar offiziell schon lange vorbei, in Realität sind die Schwarzen aber immer noch Bürger zweiter Klasse auf die die weißen Kolonialherren herabsehen.
In diesem Milieu, den Elendsvierteln der Schwarzen, spielt Raphaël Confiants Krimi.
Hier sind alte Traditionen, die anderswo schon fast vergessen sind, noch immer lebendig und spielen eine wichtige Rolle im Leben der Bewohner. So z.B. der Damierkampf, ein uralter traditioneller Kampftanz, der auch mal tödlich ausgehen kann.
Jedes Stadtviertel hat einen Damierkämpfer, "Major" genannt, der dafür zuständig ist, die Ehre der Bewohner gegen die anderen Viertel zu verteidigen.
So ist es um so tragischer für die Bewohner von Morne-Pichon, dass ihr Major ausgerechnet am Tag vor dem wichtigsten Kampf des Jahres, bei dem die Beleidigungen des Kanalviertels gerächt werden sollten, ermordet wird.
Durch viele Rückblenden erfährt der Leser Einzelheiten aus dem Leben des Ermordeten Romule Beausoleil und kann sich so, nach und nach, ein Bild über ihn und seine, uns doch sehr fremde Welt machen.
Dies ist eine der Hauptstärken des Romans, denn man erfährt detailreich Interessantes und Kurioses über das Martinique der Sechziger und seiner Kolonialvergangenheit.
Raphaël Confiant schafft es auch, die Zerrissenheit der Bewohner zwischen alten Bräuchen und Mythen und modernen Zeiten, sehr eindringlich darzustellen.
Darunter leidet allerdings die Handlung ein wenig, denn die Verhöre und Untersuchungen der Polizei ziehen sich, vor allem in der zweiten Hälfte des Romans, ziemlich lange hin, was den Lesefluss mitunter etwas stört.
Aber trotzdem ein lesenswertes Buch, besonders für Martinique-Urlauber und -liebhaber, die sich für die Geschichte ihrer Lieblingsinsel interessieren und nicht nur die beschönigende Version der Reiseleitung hören wollen.