Das Buch direkt bei Amazon bestellen Rüdiger Schneider
Das Nausikaa Fragment

Militzke TB
ISBN 3-86189-214-6

Der Kunstmaler Patrick Dekker wird erschossen in seinem Atelier aufgefunden.
Die ehemalige Geliebte des Künstlers wird verdächtigt, ihren Freund aus Eifersucht umgebracht zu haben. Hilfesuchend wendet sie sich an ihren alten Freund Dr. Johannes Winter.
Eine selbstgezeichnete Karte aus Sizilien ist der letzte Gruß Dekkers. Winter macht sich neugierig auf die Reise in den Süden.
Dort begegnet er der temperamentvollen Laura. Sie überreicht Winter Dekkers Hinterlassenschaft - alte Papierbögen und Goethes "Italienische Reise".
Langsam kommt Winter einem unglaublichen Kunstbetrug auf die Spur ... und riskiert dabei fast sein Leben.

Rezension:
Sex and crime.
Das sind die klassischen Krimi-Komponenten schlechthin.
Insofern erfüllt dieser Roman zwei durchaus als Grundprinzipien angesehene Kriminalvoraussetzungen. Denn einen Toten gibt es. Und die Weiber sind durchaus willig. Selbst wenn ein etwas merkwürdig nach Batman aussehender Pizzaausträger namens Hans, dessen Berufsziel Rockmusiker ist, sich nähert.
Oder - vielleicht noch besser - ein Alt-68er mit Namen Winter, der die Chemie und das Lehren an den Nagel gehängt hat, um sich von einer chinesischen Violinvirtuosin in Singapur aushalten zu lassen, dann doch das Leben an sich eher unspannend findet und nach Bochum-Dahlhausen geht, um dort mehr Abenteuer zu finden.
Und die findet er.
Dort lebt nämlich die Wilde Betty, der Winter einen Auftrag abschwatzen kann, um nach Sizilien abzuhauen. Dort ist es nämlich noch spannender, als in Dahlhausen. Und der Horizont des Lesers wird um Daten aus dem Leben Johann Wolfgang von Goethes erweitert.
Neben den männlichen Bedürfnissen nach Abenteuer und Sex guckt durch diesen Roman ab und an etwas Bildung durch, nett verpackt, nicht zuviel und wenn dann auch gut durcherklärt.
Was heißen soll, dass auch schon einmal ein durchaus verständlicher 200 Jahre alter Textfetzen über die Herstellung von Tinte noch einmal auf hochdeutsch zu lesen ist.
Oder der geneigte Leser erfährt, was "terrassiert" heißt oder "emeritiert".
So ist dieser Krimi nicht nur was für Hochschulabsolventen à la Dr. Winter, sondern auch etwas für Pizzaausfahrer à la Hans.
Jeder kann so ein passendes alter-ego in den beiden recherchierenden Sizilienfahrern finden.
Wahrscheinlich kein Buch, mit dem man die Pädagogik und Soziologie studierende Nichte begeistern könnte, aber für einen jungen Mann, in dem der schulische Deutschunterricht nicht die Liebe zur Literatur wecken konnte, für den ist die Wahl dieses Krimis unbedingt richtig.
Der mag sich festlesen.
Und außerdem, das sollte auch gesagt sein, flüssig und rasch erzählt ist die story, sie lässt sich gut lesen, ist logisch und Wünsche, die Mann an einen entspannenden Krimi legen könnte, bleiben auch kaum welche offen.
Übrigens klingt durch den Roman neben einer schlussendlich "Sailing to Messina" genannten Rockballade, einer italienischen Sinfonie, die schon Goethe gehört haben mag, auch noch ein weiteres Lied: "Mama was queen of the mambo, Papa was king of the Kongo."
Oder mit Dr. Winter: Verdammt, ihr Kerle, raus aus dem Alltag, was Besseres als Tod und Langeweile findet ihr allemal.
Aber passt auf, Weiber sind prinzipiell gefährlich!

Iris Groschek