Fey von Hassell
Niemals sich beugen - Erinnerungen einer Sondergefangenen der SS

Original: La Storia Incredibile
Ullstein TB
ISBN 3-548-60042-5

Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 verhaften die Nazis Familienmitglieder aller Beteiligten.
So beginnt auch für Fey von Hassell, Tochter des Widerständlers Ulrich von Hassell, eine grausame Odyssee durch verschiedene Konzentrationslager.
Doch das Schlimmste: Die Nazis nehmen ihr die Kinder weg.
Die Aufzeichnungen Fey von Hassells behandeln ein Kapitel des Nationalsozialismus, das im öffentlichen Bewusstsein immer eine untergeordnete Rolle spielte: die Institution der Sippenhaft.
"Niemals sich beugen" ist ein eindrucksvolles und einmaliges Dokument der deutschen Vergangenheit. Es wird in dieser Ausgabe durch den ergreifenden Brief ergänzt, den Ulrich von Hassell kurz vor seiner Hinrichtung an seine Frau, Feys Mutter, schrieb.

Rezension:
Geschichte aus der sehr persönlichen Sicht von Zeitzeugen zu erleben, ist immer etwas ganz Besonderes.
Umso mehr, wenn diese - als Diplomatenfamilie - ein Leben führen, das sich beträchtlich von dem des "Normalbürgers" unterscheidet, dann aber im politischen Kontext - Bespitzelung durch Angestellte, Indoktrination in der Schule, Internierung in einem Lager - vieles gemein hat mit anderen Berichten aus jener Zeit.
Und doch berührt es den Leser ganz eigen, wenn er jene Namen, die er vordringlich aus den Geschichtsbüchern kennt (etwa den derer von Stauffenberg) plötzlich mit Gesichtern und Einzelschicksalen verbinden kann.
Die Autorin schildert sehr anschaulich - in Form von Tagebucheinträgen, Berichten und Briefen - was sie und ihre Angehörigen von 1932 bis 1945 erlebte. Ergänzend beigefügt sind Briefe und Originaldokumente aus dem Privatbesitz der Familie von Hassell.
Alles in allem ist das Buch eine außerordentlich interessante Lektüre - aber auch eine, nach der sich nicht problemlos wieder "zur Tagesordnung" übergehen lässt ...

Miss Sophie