Das Buch direkt bei Amazon bestellen Bill Moody
Solo Hand

Original: Solo Hand
UT metro TB
ISBN 3-293-20198-9

Was tun, wenn man das, was man zuvor am liebsten gemacht hat, nicht mehr tun kann?
Evan Horne geht dem Unfall nach, der seine rechte Hand verletzt hat, die Hand, mit der er die unglaublichsten Jazzfiguren auf dem Klavier spielen konnte.
Fast zufällig wird er in einen neuen Fall verwickelt.
Er soll herausfinden, wer seinen Musikerfreund, den King of Soul Lonnie Cole, mit intimen Fotos erpresst.
Der melancholische Detektiv wider Willen wühlt dabei im zwielichtigen Musik-Geschäft zwischen Los Angeles und Las Vegas eine Menge Dreck auf. Und da kommt ihm seine Vergangenheit zugute: Ohne Feeling und das richtige Timing geht nichts.

Ausführliche Informationen zu diesem Titel zusammen mit einer umfangreichen Linkliste zum Thema finden Sie auf dieser Webseite.

Rezension:
Frank Zappa über Jazz:
"Jazz is not dead, it just smells funny!"

Evan Horne war früher ein guter Jazzpianist.
Als er durch einen Unfall die Beweglichkeit seiner rechten Hand verliert, geht für ihn eine Welt unter. Bevor Evan jedoch ganz in Melancholie versinkt, besucht ihn seine frühere Frau Sharon, die jetzt mit einem Freund von ihm, dem berühmten Lonnie Cole zusammenlebt, und bietet ihm einen Job an.
Lonnie Cole, der King of Soul, wird erpresst.
Er und eine andere Größe der Musikbranche, Charlie Crisp, ein Star aus der Country-Szene, wurden engumschlungen in einem Bett fotografiert.
Nein, nicht was Sie meinen. Keiner der beiden ist schwul. Sie waren beide auf einer After-Session-Party und sie waren beide sturzbetrunken.
Jetzt versucht jemand, aus diesen zweideutigen Aufnahmen Kapital zu schlagen und verlangt von jedem der beiden $500.000. Und das kurz vor dem wichtigsten Ereignis der Musikbranche, der Vergabe des American Music Awards. Der Erpresser besteht in seinem Schreiben darauf, dass der ehemalige Jazzpianist Evan Horne die Summe übergibt.
Cole und Crisp beauftragen also Evan, Einzelheiten über die gemachten Bilder heraus zu finden. Sie versprechen ihm einen zehnprozentigen Finderlohn, für den Fall, dass er die Bilder findet.
Evan geht unbedarft an die Sache heran und da er sich in der Szene hervorragend auskennt (wie der Autor und Jazzmusiker Bill Moody übrigens auch), findet er nach und nach viele Kleinigkeiten heraus, die ihm der Erpresser wohl nicht zugetraut hat.
Evan Horne erklärt das so: "Na und? Ich gucke Detektiv Rockford: Anruf genügt."
Erst als es zu einem Mord kommt, merkt Evan, um was es bei der Sache wirklich geht. Denn die verlangten $500.000 von jedem Erpressten sind nichts weiter als Kleingeld, Peanuts sozusagen.

Man merkt bei jedem Satz, das Bill Moody Jazz lebt, erlebt.
Er, der selbst mit vielen namhaften Musikern der Jazzbranche zusammengearbeitet hat, zum Beispiel Maynard Ferguson, Kon Hendricks oder Earl "Fatha" Hines, sogar bei einer deutschen Jazzgröße wie Peter Herbolzheimer saß er in der Band, beschreibt mit eindrucksvollen Bilder die Hintergründe, die reine Kommerzialisierung der Musikbranche in den USA.
Moody brilliert in seinem Roman wie auf einem guten Instrument. Er beginnt langsam, mit kleiner Formation, wobei er die lauten Töne bewusst beiseite lässt.
Systematisch beschreibt er die fein gewählten Charaktere, den verhinderten Jazzpianisten, den leicht blasiert wirkenden Star, der eigentlich kein richtiger Jazzmusiker mehr ist, den Countrystar, der seine intellektuelle Ader geheim hält, weil ein Countrysänger eben eher Cowboy statt Professor sein muss, um seinem Publikum zu gefallen, oder T.J. den schwarzen, zweihundertvierzig Pfund schweren Bodyguard von Lonny, der früher Tackle bei den Rams war, bevor ihn, wie es in amerikanischen Romanen fast immer ist, eine Verletzung am Knie seine elfjährige Karriere beenden ließ, die ganz sicher mit dem Gewinn des Super Bowl geendet hätte.
Moody lässt den Leser bis zuletzt im Ungewissen über den Ausgang der Geschichte.
Solo Hand ist kein Roman voller Action, besitzt aber eine sorgsam und raffiniert aufgebaute Handlung, die es dem Leser schwer macht, das Buch vor seinem Ende aus der Hand zu legen.
Der Leser spürt förmlich die Wehmut, wenn Evan Horne, die sympathische Hauptfigur des Romans, von der guten alten Jazzzeit träumt. Zeiten, in denen wirklich gute Jazzmusiker kaum Noten lesen konnten und ihre Musik in verräucherten Jazzschuppen völlig improvisiert aus dem Bauch heraus spielten.
Paul Martin, Tenorsaxophonist in der Kurt Edelhagen Band, der zu einer Aufnahme im Studio war, spielte die eben erhaltenen Noten durch, als ein klassischer Musiker süffisant zu ihm sagte: "Na, mit Notenlesen ist es bei Euch Jazzern nicht so weit her?!"
Paul Martin erwiderte darauf ganz cool: "Tja, wenn man Euch die Noten wegnimmt, kommt gar nichts mehr."
Ja, so ist Jazz!
Man kann sich auf weitere Bücher von Bill Moody wahrlich freuen.

Compuexe