James Krüss
Der Sängerkrieg der Heidehasen (Hörspiel)

BMG Europa Hörspiel-MC
(Kinder ab 3)

Jedes Jahr findet in Ober-Eidorf das große Festival statt, an dem sich die besten Sänger des Hasenreiches messen.
Diesmal jedoch winkt ein ganz besonderer Preis: Der Sieger kriegt die Prinzessin und wird später einmal König - so will es die Tradition.
Fragt sich nur, wer den Wettstreit gewinnen wird - Wackelohr, der Direktor des Hasenmusikvereins oder doch Lodengrün, das junge Nachwuchstalent?
Und was hat der Minister für Hasengesang mit der ganzen Sache zu tun?
Soll hier etwa eine böse Intrige gesponnen werden?

Rezension:
Wer diese wunderbare Geschichte vom unvergessenen James Krüss nicht kennt, der hat fürwahr etwas verpasst.
Amüsant und überaus spannend geht es da um eine Betrugsaffäre, bei der die Geschädigte (nämlich die liebreizende Hasenprinzessin) lebenslänglich (nämlich durch die Hochzeit mit einem der Schurken) unter den Folgen dieser Verschwörung zu leiden hätte, wenn, ja wenn die ganze Sache nicht in letzter Minute noch durch den Helden vereitelt werden würde.
Und obschon die Geschichte selbst bereits aus dem Jahr 1958 stammt, hat sie doch heute nichts von ihrer Aktualität verloren:
Bösewichte, die eigenes Können durch Schmiergeld ersetzen wollen, um sich nicht mit Gegnern messen zu müssen, die eventuell doch den Sieg davontragen könnten, gibt es nach wie vor.
Tja, und auch von korrupten Beamten, die sich kaufen lassen, um ein "gutes Wort" für jemanden einzulegen (oder ihm einen Auftrag bzw. eine bestimmte Position zu verschaffen), ist hier und da in der Presse zu lesen ...
Nur gut, wenn man in solch einer Situation zwei Dinge besitzt: Freunde, die einem helfen - obwohl sie eigentlich Rivalen im Wettstreit sind - und Beine, mit denen man schnell laufen kann ... (und zwar diesmal "hin" zur Stätte des Geschehens und nicht "weg").
Einfach überwältigend, wie es dem vielfach preisgekrönten Träger des Bundesverdienstkreuzes Krüss gelingt, diese spannungsreiche Story einerseits so einfach und klar zu erzählen, dass bereits die Allerkleinsten problemlos den Kern erfassen können, andererseits auch so viel Ironie hineinzubringen, dass den großen Hörern lange, lange nicht der Spaß vergeht - selbst wenn die Kassette zum 15. mal am Stück abgespielt wird.
Diese Gefahr besteht "leider" - wie immer, wenn Kinder eine bestimmte Geschichte zu ihrem momentanen Favoriten erklärt haben. Was wiederum das einzige Manko der Aufnahme darstellt: Leider ist sie (derzeit) nicht als - langlebige - CD erhältlich ...
Allerdings schmälert auch die x-te Wiederholung den Hörgenuss in diesem Fall nicht wirklich: dafür sorgen die nie zu langen Einzelstrecken aus Sprache, Musik und Drehorgelgesang (wundervoll dargebracht von Klaus Havenstein und Selma Urfer).
Die Sprecher sind hervorragend gewählt: Charles Regnier überzeugt als öliger Minister, Franz Muxeneder besticht als energie-geladener Junghase Lodengrün.
Extrem unterhaltsam auch die Gesangseinlagen - ein Hyazinth Löffelstein kann es mit jeder aktuellen Grand-Prix-Hoffnung aufnehmen, mag sie nun "Sladdy", oder "Mosi" heißen ...
Fazit: Uneingeschränkt empfehlenswert - auch in mehr als homöopathischen Dosen. Aber nicht wundern, wenn dann aus Küche oder Keller erklingt: "Als ich heute früh erwachte, fand ich meine Uhr verstellt ..." - und zwar geträllert von Papa, Mama, Opa oder Oma ....

Miss Sophie