Das Buch direkt bei Amazon bestellen Heinz Schmitz
Schnee

Emons TB
ISBN 3-89705-203-2

Ein Mann hat viele Namen, aber keinen Koffer.
Den hat Benno, und ein Buch, das er nicht liest. Michael hat den Heiligen Benedikt von Nursia, Moritz Frau und Kind. Die Katze hat weiße Pfoten, das Ausrufezeichen eine weiße Nase. Der Berserker hat eine Lederkappe, Susan Sarandon Sehnsüchte.
Alle haben etwas, doch wollen mehr: einen Koffer voller Schnee.
Benno Führmann, erfolgloser Künstler und Ganztagsverlierer, gibt nach vier Seiten auf: das Buch ist zu dick, Kants "Kritik der reinen Vernunft" unverständlich.
Unverständlich ist auch, was er mit dem Koffer voller Rauschgift soll, der ihm in die Hände gedrückt wird.
Aber so ist das Leben, sagt sich Benno, ein einziges Rätsel. Machen wir das Beste draus, machen wir den Koffer zu Geld. Doch das ist einfach gesagt: die Falschen wollen kein Rauschgift, die richtigen nicht zahlen.
Auf der Suche nach einem Kunden begeben sich Benno und zwei Freunde auf eine Odyssee, die sie vom Niederrhein nach Oostende führt.
Und immer gibt es einen Schatten, einen Mann mit vielen Namen.

Rezension:
In diesem Buch kommen Frauen nur am Rande und nur in Bezug auf die handelnden Männer vor: Als Ehefrau, die den Mann vor die Tür setzt; als Frau und Mutter, die den Vater ihres Kindes kaum noch erträgt und ihm jeden Spaß mit seinen Freunden verdirbt; als überbehütende Mutter; als Prostituierte, die zu schön ist, als dass der normale Mann sie sich leisten kann. Und als Ehefrau mit reichem Vater, die sterben soll, um ihrem Mann seinen Lebensstandard weiter zu ermöglichen.
Die handelnden Männer scheinen sich alle in einem Zustand der Verwirrung zu befinden, und sie alle versuchen seit Jahren mehr oder weniger erfolgreich zu vermeiden, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen:
Da ist der erfolg- und talentlose Maler Benno, dessen Frau es nicht mehr erträgt, mit einem ständigen Verlierer zusammenzuleben. Er betrinkt sich, statt etwas zu ändern - und endet kotzend auf einem Kneipenklo, mit einem Koffer voller Rauschgift und einem Mordauftrag.
Um Hilfe bittet er seinen alten Freund Moritz, der sich mit der Verantwortung als Ehemann und Vater heillos überfordert fühlt - und Klaus stößt noch dazu, ein dicker Lehrer, den niemand mag, und der endlich auch einmal zu den Jungs dazugehören möchte.
Dann gibt es noch den Killer, der immer zu spät kommt, den "Idioten", dem ständig die Pistole im unpassendsten Moment losgeht, den übergewichtigen Koch mit dem Magengeschwür und der Migräne...
Der Autor weckt zwar zeitweise Verständnis für seine Loser-Figuren, insgesamt ist der Roman jedoch eher eine Parodie auf die üblichen Klischees von Männlichkeit und Heldentum.
Eine unterhaltsame Lektüre, allerdings ohne große Spannungsmomente.

June