Caroline Roe
Der blinde Heiler von Girona
(2. Band Isaac von Girona)
Das Königreich Aragonien, September 1353:
Rezension:
Miss Sophie
Original: Cure for a Charlatan
rororo TB
ISBN 3-499-22520-4
Im kleinen spanischen Ort Girona werden drei junge Männer von einem myster8ösen Leiden heimgesucht. Nur ein seltenes Gift kann die Ursache für ihre Wahnvorstellungen und Krämpfe sein.
Das glaubt zumindest der eilig konsultierte blinde Heiler Isaac.
In Begleitung seiner Tochter Raquel und dese maurischen Schülers Yusuf versucht der jüdische Arzt dem Geheimnis auf den Grund zu gehen - bevor die gefährlichen Gerüchte um Hexerei immer weitere Kreise ziehen ...
Und wieder wird er - fast ohne eigenes Dazutun - zum Schnüffler: Isaac von Girona, der zwar heilende Hände, einen messerscharfen Verstand und einen unübertrefflichen Geruchssinn besitzt, aber kein Augenlicht.
Dass er dennoch praktizieren kann, verdankt er - der eine oder andere Leser wird es schon aus dem ersten Band "Die neun Tage des Verrats" wissen - einerseits seiner Tochter Raquel, andererseits dem zwölfjährigen Yusuf, Lehrling des Arztes, seit ihn dieser als herumstreunenden Waisenknaben aus Granada auf der Straße aufgelesen hat. Eine Zusammenarbeit, die nicht ganz ohne Eifersüchteleien der beiden Teenager vonstatten geht, was in sich bereits eine erfrischende Abwechslung zu anderen Roman desselben Genres darstellt.
Ansonsten erwartet den Fan gut gemachter historischer Krimis gewohnte - aber sehr ordentliche - Kost: Ein Möchtegern-Magier, der die Massen aufwiegelt und jene, die gegen teures Geld Kenner seiner Künste werden wollen, nicht nur um ihr sauer Erspartes bringt. Junge Menschen, die den Lebens- und Berufsweg, den ihre Eltern (oder besser. die Väter) für sie ausgewählt haben, nur zu gern verlassen würden und daher nicht vor törichten Dingen zurückschrecken. Eine Bordellbesitzerin mit leichtgläubigen Kunden und schwerarbeitenden Sklaven, ... sowie unschuldigen Opfern fehlgeleiteter Illusionen und Irrgläubigkeit.
Bunt sind sie allesamt, die Figuren, die die Kanadierin Roe im spanischen Girona aufmarschieren lässt. Und gut verpackt auch die harten Fakten dieser turbulenten Zeit mitten im vierzehnten Jahrhundert - etwa die Leichtigkeit, mit der sich Sklaven, auch in Europa, kaufen und verkaufen ließen. Oder die Schutzlosigkeit, mit der eine unaufgeklärte Bevölkerung Scharlatanen jeglicher Art ausgeliefert war.
Insgesamt kein herausragender Roman, aber durchaus lesenswert und für Fans der "Isaac-von-Girona-Reihe" ein unbedingtes Muss, da es mit einigen der hier eingeführten Personen im dritten Band ein Wiedersehen gibt.