Das Buch direkt bei Amazon bestellen Peter Behrens
Kleinstadtidyll in Flammen - Ein Politkrimi

Frieling TB
ISBN 3-8280-1322-8

Die unheilvolle Freundschaft zwischen dem machtgierigen SPD-Politiker Herbst und dem nationalsozialistischen Fanatiker Dräger mündet in einer auf Gewalt und Ausländerhass fixierten Gruppierung, die das friedliche Städtchen unmerklich erschüttert.
Dräger ist Herz der Geheimtruppe, Herbst ihr Kopf.
Gleichzeitig wird Herbst aber von seinen Parteifreunden für das Bürgermeisteramt nominiert.
Kurz darauf erzittert die beschauliche Stadt: Eine junge Trükin wird ermordet, Brandstifter gehen um.
Ein schwieriger Fall für Hauptkommissar Gospodarek. Es gilt, einen üblen Sumpf aus Lügen und Intrigen, Geldgier und Machtbesessenheit, Dummheit und Ignoranz trockenzulegen.

Rezension:
Aus diesem Roman könnte man mit viel Wohlwollen eine sehr interessante und unterhaltsame Kurzgeschichte von etwa 80 Seiten machen.
Leider verteilt sich der Inhalt des Buches auf grosszügige 479 Seiten.
Der Beginn des Romans ist vielversprechend.
Vorgestellt wird Markus Kaiser, ein in Ehren ergrauter Genral der SPD, der für seine Stadt Hohenberg einen Bürgermeisterkandidaten sucht.
Durch seine Verbindungen zu anderen Teilen der Partei, durch seinen makellosen Ruf und seine honorige Art ist er geradezu prädestiniert dazu, eine Vorauswahl zu treffen.
Und er wird durch den Tipp eines Parteigenossen auch schnell fündig.
Dr. Hans Joachim (Hajo) Herbst, derzeit noch Landtagsabgeordneter, ist das Idealbild eines Kandidaten, der das Seine dazu tun soll, der SPD endlich wieder in den Bürgermeistersessel in Hohenberg zu helfen.
Markus opfert eine Menge Arbeit und Engagement, um dem jungen Herbst und seiner hübschen Frau Julia den Weg zu ebnen.
Und es ginge wohl auch alles gut, wenn da nicht plötzlich dieser Mord an der jungen Türkin Ayshe passieren würde.
Just ein paar Stunden, nachdem sie sich von Dr. Herbst verabschiedet hat und zufälligerweise genau in dem Waldstück, in dem er zur Mordzeit joggt.
Dass er dann auch noch völlig verdreckt und verschwitzt vom Joggen zurückkommt, ist für Kommissar Gospodarek Grund genug, ihn vorläufig festzunehmen.
Das alles passiert bis zur Seite 56.
Zusammenfassen könnte man das Ganze bisher auf etwa 40 Seiten.
Und dann, urplötzlich, macht der Autor einen radikalen Schnitt.
Plötzlich befinden wir uns im Jahr 1945.
Wir erfahren die Geschichte der "eisernen Sechs", einer Gruppe von fanatischen Nationalsozialisten, die sich mit dem Ausgang des Krieges nicht zufrieden geben wollen.
Wir lernen Erich Dräger kennen, einen der "eisernen Sechs", und dessen Sohn Alfred, der später zum Freund, ja fast zum Bruder von Hajo Herbst wird.
Wir lesen dann allerdings schon keinen Kriminalroman mehr, sondern mehr eine halbdokumentarische Darstellung des Nachkriegsdeutschlands und einiger krimineller Elemente, die aus allem ihren Vorteil ziehen, weil sie daran glauben, das wahre Deutschland wieder aufbauen zu können.
Diese Familiengeschichte mit nationalsozialistischem Touch geht bis zur Seite 383, wo wir uns dann endlich wieder mitten in Hohenberg befinden, mitten in einem Mordfall.
Für die Relevanz zur Kriminalgeschichte könnte man die ganze Vorgeschichte in einem einzigen Satz zusammenfassen.
Naja, sagen wir, auf einer Seite.
Der gesamte Rest, inklusive einer rührseligen Liebesgeschichte, ist dann noch 39 Seiten wert.
Gut, man müsste bei dieser Art der Zensur auf die dutzendweise vorkommenden Liebschaften des Herrn Dr. Herbst und seines Freundes verzichten.
Es dürften etwa geschätzte 30 Frauen ausführlich in der Geschichte vorkommen, denen alleine Herbst seine Gunst schenkt.
Immer wieder, praktisch alle drei oder vier Seiten, nimmt irgendeine der ausgehungerten Zufallsbekanntschaften, Verwandten oder Kolleginnen Herbst tief, sehr tief in sich auf, nicht ohne jedesmal "Oh mein Gott, oh mein Gott, Hajo!" zu stammeln, so dass man mit der Zeit glauben könnte, die weibliche Bevölkerung Deutschlands habe von damals bis heute nur aus läufigen Hündinnen bestanden.
Das Beste wäre, diesen Roman ganz schnell wieder zu vergessen.
Nehmen wir uns einfach exemplarisch Alfred Drägers Lieblingssatz als Schlusswort:
Erledigt und vorbei!
Mund abputzen und weitermachen!

Compuexe

 

Gastrezension(en):


Name: Nüstedt
Email: petra.n@arcor.de
Datum: 30.12.2002 (14:59)

Das Buch "Kleinstadtidyll in Flammen" ist ein sehr guter Krimi, der genau in unsere Zeit passt. Er spiegelt das Denken der Stammtischgenossen wieder. Ein Leseereignis der kurzweiligen Art. Sehr zu empfehlen!!!


Name: G. Schlobohm
Email: petergina@t-online.de
Datum: 16.10.2003 (12:36)

Spannendes, unterhaltendes Lesevergnügen, daß nach meiner Auffassung sehr wohl viel mehr ist, als eine gestreckte Kurzgeschichte. Wer diesen Roman so bezeichnet, hat ihn entweder gar nicht (vielleicht nur in Ausschnitten) gelesen, die Geschichte nicht verstanden, oder ist von zielgerichtetem Zynismus getrieben. Der kauzige, pfiffige Kommissar nimmt den Hajo Herbst keinesfalls gleich nach der Tat fest, nur weil der zufällig in der Nähe des Tatortes war. Er verdächtigt ihn, verhört ihn; eine Festnahme erfolgt jedoch erst gegen Ende der Geschichte, als er ihm eine Tatbeteiligung zweifelsfrei nachweisen kann. Wer nicht nur danach fragt, was passiert ist, wer sich dafür interessiert, warum etwas passiert, wer wissen will, wie ein Mensch zu seinen Taten getrieben wird, kommt bei diesem Roman auf seine Kosten. Die Schilderung des Lebensweges von Dräger und Herbst ist verbunden mit einem (glaubwürdig, teilweise liebevoll beschriebenen) Bild der frühen und späteren Nachkriegsjahre in unserer Republik. Das Verhältnis der beiden so unterschiedlich aufgewachsenen und erzogenen Männer, ihr Verhältnis zu Frauen (beeinflußt durch das Verhalten ihrer Mütter), ihr Umgang mit Menschen schlechthin wird dem Leser so verständlich. Wie man allerdings über die (zugegeben manchmal durchaus zu deftig geschilderten)sexuellen Aktivitäten der Hauptpersonen zu der Annahme kommen kann, die Frauen in diesem Buch würden als (Zitat:) "läufige Hündinnen" dargestellt, erschließt sich mir nicht. Dazu gehört wohl ein ziemlich verqueres Frauenbild. Ich lese hier jedenfalls weniger von solchen Spezies, als von ge- und mißbrauchten Frauen. Sex, Macht und Geld werden gezielt eingesetzt. Zum eigenen Vorteil, wie im richtigen Leben. Diese Schilderungen sind die konsquente Weiterführung des Lebensweges dieser Figuren, verdeutlichen Machogehabe und Skrupellosigkeit. Die vom Autor aufgekochte braune Nazischeiße mag manchem Leser stinken, je nach politischer Couleur. Und doch sehe ich in ihr nur die Beschreibung eines kleinen Teiles dessen, was uns im Alltag begegnet. Die in diesem Buch handelnden Figuren sind schrullig und spießig, skrupellos und hinterhältig, schwach und ängstlich, stark und überheblich, in jedem Fall aber glaubwürdig geschildert. Die Story ist in sich schlüssig. Selbst eine kleine, "rührselige" Liebesgeschichte am Rande stört mich da überhaupt nicht. Würden alle Liebesgeschichten, die in der Literatur beschrieben werden, so verrissen, hätten wir nichts mehr zu Lesen. Da sei der Kritiker vor. Mein Fazit: Das Einzige, was mich an diesem Buch stört ist der banale Titel. Ansonsten: Sehr empfehlenswert!


Name: Compuexe
Email:
Datum: 16.10.2003 (13:52)

In einem haben Sie Recht, die Festnahme ist keine Festnahme, sondern ein Verhör, mein Fehler. Falsch ist die Annahme, ich hätte den Roman nur in Auszügen gelesen. Wenn ich einen Roman rezensiere, dann lese ich jedes Wort, wenn es auch manchmal noch so schwer fällt. Über mein verqueres Frauenbild müssen wir nicht diskutieren, nur weil ich nicht wie Hajo und Genossen ständig auf der Suche nach kopulationsbereiten Frauen bin. Aber über Geschmack, auch oder gerade bei Kriminalromanen, läßt sich eben immer streiten. Ich freue mich für Sie, dass der besprochene Roman ihnen trotz dem Ihrer Meinung nach zielgerichtetem Zynismus in der Rezension gefallen hat. Compuexe


Name: P.Nüstedt
Email:
Datum: 2.12.2003 (11:22)

Ich werde dieses Buch weiterempfehlen, auch wenn der Beschreiber meint, mit 80 Seiten käme man aus. Die Geschichte von Hajo Herbst und Alfred Dräger ist wichtig, um die Beweggründe der beiden Männer zu verstehen. Querlesen des Buches gilt nicht, dann versteht man die Zusammenhänge nicht! Schade, das dieses Buch so zerrissen wird!