Ann E. Hacker
Tatort Berg - Kurzkrimis
Vertigo TB
Zwei Füße trafen sie hart in den Unterleib und katapultierten sei rückwärts. Eine unendliche Sekunde lang schwankte sie an der Kante zum Abgrund und ruderte wild mit den Armen durch die Luft, dann stieß sie einen gellenden Schrei aus und verschwand in der Tiefe....
Eine Sammlung mit Kurzgeschichten von:
R. Abe
Rezension:
Miss Sophie
ISBN 3-934028-03-9
Nessa Altura
Ann E. Hacker
Marcus Hünnebeck
Sigrid Hunold-Reime
Rüdiger Kind
Tatjana Kruse
Karen Meyer
Sabine Meyer
Billie Rubin
Sollten Sie jemals geglaubt haben, dass sich eine "Kurz"-geschichte durch ihren Umfang auszeichnet, so fühlen Sie sich bitte ab jetzt eines Besseren belehrt.
Dem ist nicht so.
In dieser Anthologie gibt in es der Tat Erzählungen, die mit stolzen 40 Seiten und dem Spannungsaufbau eines Christie-Mysteries, wie etwa "Geschlossene Gesellschaft" von Billie Rubin (alle Beteiligten - Mörder wie Opfer - sind in einer Skihütte eingeschneit), durchaus Taschenbuchformat hätten, würde man hier einen Dialog verlängern, dort eine zusätzliche Szene einbauen.
Leider bedeutet eine längere Geschichte nicht unbedingt in jedem Fall mehr kriminelle Unterhaltung. Denn obschon außerordentlich vergnüglich, ja geradezu erfrischend spritzig geschrieben, zieht sich die "Gratwanderung" von Sabine Meyer dann doch sehr. Und während sich die eher unsportliche Protagonistin nebst ihrem besserwisserischen Mann und der, natürlich gutaussehenden und durchtrainierten Frau seines Chefs mit dem Faible für Pflanzenkunde (ein ausgesprochen ungewöhnlicher und amüsanter Ansatz) auf dem Weg zum Gipfel quälen, fragt sich der Leser immer häufiger, was ihm die Autorin wohl sagen möchte. Dass er dennoch nicht aus der Story aussteigt, beweist, dass die Wahlberlinerin Meyer sehr wohl ein Händchen für eine gute Geschichte hat - vielleicht sollte sie also einfach das Genre wechseln und beginnen, Hera Lind Konkurrenz zu machen.
Dass Frauen nicht notwendigerweise durch betont witzige Szenen auf sich aufmerksam machen müssen, beweist Tatjana Kruse. In "Der Gipfel muss fallen!" Wie sich die Heldin dort beim "Kampfklettern" gegen ihre angeheiratete Familie beweist und welche ungeahnte Wendung dieser Ausflug nimmt - eine Wendung, an der das Modell mit den Bergsteigerqualitäten ganz und gar nicht unschuldig ist - das ist einfach von vorn bis hinten "rund" und hat alle Komponenten einer spannungsvollen und dennoch unterhaltsamen Krimikurzgeschichte.
Ganz anders gelagert und doch ebenso gut: "Almtanz" von R. Abe. Wie die Kommissarin aus der Stadt einen rätselhaften Tod in ihrem alten Heimatdorf aufklärt, das ist vielschichtig, tiefgründig und hätte durchaus das Zeug, um als Vorlage für einen "Tatort" zu dienen.
Generell kann man sagen dass die insgesamt zehn Geschichten, verfasst von acht Frauen und zwei Männern ebenso unterschiedlich sind, wie die Motive, von denen die neun weiblichen und die einzige männliche Hauptfigur getrieben werden.
Viel Rache ist im Spiel, für selbst erlittenes Unbill oder solches, das nahen Verwandten angetan wurde. Immer wieder auch der Konflikt Mann-Frau - wobei die Leserin sich häufig einer gewissen Befriedigung ob des unrühmlichen, doch anscheinend wohlverdienten Endes eines Ekelpakets nicht erwehren kann.
Alles in allem eine überaus gelungene und interessante Mischung, als hervorragend geeignet als Lektüre für alle, die, wenn sie schon nicht selbst klettern oder skifahren können, so doch außerordentlich gern darüber lesen. Und zwar im Sommer wie auch im Winter, wenn es schneit ...