Mensje van Keulen
Die rote Schlinge

Original: De rode strik
Knaur TB
ISBN 3-426-61676-9

Er ist laut, haarig, grobschlächtig, und er stinkt.
Maria und Bee nennen ihn "den Tiermann" und können gar nicht verstehen, wieso Mama sich den ekligen Kerl ins Haus geholt hat.
Die beiden Mädchen sind davon überzeugt, dass er ihr nicht gut tut.
Und da steht für sie fest: Der Mann muss verschwinden...

Rezension:
Die neunjährige Bee ist zusammen mit einigen kuriosen Gestalten in der Irrenanstalt. (Zitat S.8:) Fie war schon seit fünfundzwanzig oder dreißig Jahren in Sankt Theresia, und in all den Jahren hatte sie ihr Haar blondiert, weil sie dachte, sie dürfe sonst im Himmel nicht in der Nähe Jesu sitzen. Schließlich konnte man jeden Moment sterben, und Engel waren ihrer Meinung nach immer blond.
Ihre Schwester, die elfjährige Ich-Erzählerin besucht sie regelmäßig, versucht sie wieder zum Sprechen zu bringen, nach diesem schrecklichen Ereignis, in dem Die rote Schlinge eine Rolle spielt.
Bilder wie Nadelstiche.
Durch die Löcher, die die Nadel hinterlässt, wird die Kindheit der beiden Mädchen sichtbar.
Keine überflüssigen Beschreibungen der Wohnung, der Straße oder der Mutter.
Keine Jahresangabe, keine Ortsangabe.
Ein Kaleidoskop, zusammengesetzt aus den Erlebnissen und Streichen der Mädchen mit Freundinnen oder Feindinnen.
Ganz langsam schleicht sich der "Tiermann" in das Leben der Schwestern, der Bruder des verschwundenen Vaters, jetzt der Liebhaber der Mutter und Seite für Seite hassen sie ihn mehr.
Die Sprache eines Kindes wird zu einem großartigen Stück Literatur.
Große Kunst in einem grauen Taschenbuch. Für alle, die sich an ihre eigenen Gefühle als Kind erinnern wollen.

K. Ara