Leif Davidsen
Der Augenblick der Wahrheit
Original: Lime's billede
Als Paparazzo lebt Peter Lime davon, Fotos zu schießen, die das Leben anderer Menschen verändern, oft sogar zerstören. Dass sich das destruktive Potential seiner Bilder eines Tages gegen ihn selbst und sein spätes, aber glückliches Familienleben richten könnte, hat er nicht geahnt.
Der Augenblick der Wahrheit wurde in Dänemark mit dem Goldenen Lorbeer der Buchhändler ausgezeichnet und war wochenlang Nummer 1 der Bestsellerliste.
Rezension:
K. Ara
Ullstein TB
ISBN 3-548-25017-3
Gerade ist ihm wieder ein Coup geglückt, der voraussichtlich einen spanischen Minister um sein Amt und ihm selbst viel Geld bringen wird, da geht seine Wohnung in Madrid in Flammen auf. Frau und Tochter kommen dabei um.
Peter Lime ist überzeugt davon, dass es sich um ein gezieltes, gegen ihn gerichtetes Verbrechen handelt.
Der Fotograf macht sich auf die Suche nach der Wahrheit ,und schon bald zeichnet sich ab, dass die Spur in seine eigene Vergangenheit weist. Irgendjemand nimmt den Tod von Menschen in Kauf, um seine alten Fotos zu vernichten.
Doch wer?
Und warum?
Ist am Ende der kommunistische Geheimdienst an ihm interessiert?
Diese Fragen führen Lime nicht nur zurück in sein Heimatland Dänemark, in die Gauck-Behörde und bis nach Moskau, sondern zwingen ihn auch zur Auseinandersetzung mit seinem bisherigen Leben.
Wer mag ihn auch so gern, den Geruch eines nagelneuen Taschenbuchs?
Bald wird der Geruch vom Duft spanischer Gassen verdrängt und man riecht, schmeckt, atmet mit Peter Lime, dem Sensationsfotografen, der mit Frau und Kind in Spanien lebt.
Ein aktuelles und bisher in Romanen selten bis nie behandeltes Thema.
Er ist Däne, wie der Autor, jagt von einem "Hit" zum nächsten, d. h. von einem millionenträchtigen Schnappschuss zum nächsten.
Der Klappentext verrät es schon, seine Frau und seine Tochter sterben und mit ihnen sein ganzes Fotoarchiv.
So fiebert der Leser, bis zu der Stelle, wo es passiert, und ist tief getroffen, von der Beschreibung der Reaktion des Peter Lime.
Der nun folgende "Augenblick der Wahrheit" ist eine Odyssee durch Europa bis nach Russland.
Am Ende ist nichts mehr wie es war.
So wollen wir Krimifans es immer wieder und wir kriegen es, neben einem klassischen Showdown im russischen Schnee, und zwar in einer Sprache, die in Davidsens neuestem Buch "Der Fluch der bösen Tat" noch ausgefeilter ist.
Hut ab, bzw. Pelzkappe runter, vor den politischen Zusammenhängen, die hier keinesfalls langweilig geschildert werden. Die baskische ETA und das Frankoregime, die Stasi und der Zusammenbruch des Kommunismus, dazu das heutige Russland.
Wer John Irvings "Witwe für ein Jahr" gern gelesen hat, also eintauchen möchte in das Leben einer außergewöhnlichen Figur, für den ist dies der richtige Schmöker.