Kim Smage
Nachttauchen
Original: Nattdykk
Hilke Thorhus, leidenschaftliche Unterwassersportlerin, freut sich auf eine Tauchnacht an Norwegens Westküste.
Rezension:
K. Ara
***
Hier ist Kim Smage ein fesselnder Roman gelungen, der nicht nur Taucher anspricht und der weit mehr hält als der Klappentext zu versprechen scheint.
Maya
Scherz TB
ISBN 3-502-51891-2
Als sie mit zwei Freunden zu später Stunde aufbricht, ahnt niemand, dass unter der schwarzen Oberfläche gerade eine weit weniger arglose Unternehmung durchgeführt wird...
Mrs. Bloom aus Ulysses unter Wasser in Norwegen.
So wäre Nachttauchen mit einem Satz beschrieben. Der Leser sitzt wie bei James Joyces´ Helden Mr. Bloom mit in Hilkes Kopf, bereitet mit ihr den Nachttauchgang vor.
Gedankenfetzen, Spekulationen, Ereignisse der Vergangenheit, Belanglosigkeiten.
Wie es (vermutlich) in jedem Kopf aussieht, Joyce und hier Smage haben es aufgeschrieben. Es gibt viele Floskeln, Klischees, doch der Stil treibt die Lesegeschwindigkeit unaufhaltsam voran. Man wird mit in den Taucheranzog gezwängt und überliest fast: ... lass dich rückwärts ins Wasser gleiten...
Die norwegische Unterwasserwelt erhellt sich vor unserem inneren Auge. Erst ein Seewolf in einem verrosteten Eimer, dann ein merkwürdiger Fund und dann ... ein Hai ... nein ein menschliches Wesen, das Lille-Kjell, dem Tauchkollegen die Maske abreißt. Tot. Hilke entkommt knapp, das Fundstück um das Handgelenk gewickelt. Jetzt heißt es ÜBERLEBEN. Erschöpfung, einsames Schwimmen unterm Sternenhimmel, Luft aus der Schwimmweste lassen, Schmerzen, Blut. Bis die rettende Insel in Sicht ist, ist sie viele Male gestorben. Dann gebiert sie, presst mehrere Leben hervor...
So kann nur jemand schreiben, der das als Taucherin (ähnlich) erlebt hat.
Hilke erholt sich kaum, muss wieder fliehen. Immer kurz bevor sie das Fundstück untersuchen kann, wird sie von den Verfolgern entdeckt. Die innere Perspektive verlangt dem Leser einiges an Konzentration ab, bereichert dafür die klassische Krimihandlung.
Im Anhang ein kurzes Porträt und eine Rede von Kim Smage bei einem Besuch in Frankfurt.
Unscheinbar wie das Meer, vom Land aus betrachtet, ist dieses Taschenbuch, aber taucht man erst ein ...
Eine Empfehlung für Sportbegeisterte, die einen Kick auf dem Sofa brauchen (z. B. nach einer Verletzung *ggg*) und für Robinsöhne und -töchter!
Hilke, eine unabhängige, junge Frau, freut sich auf das Treffen mit ihren Freunden. Sie haben sich zum Nachttauchen verabredet.
Zwar beschleicht sie ein ungutes Gefühl bei diesem Unternehmen, aber da sie eine sehr gute Taucherin ist, verdrängt sie ihre Zweifel.
Nur wenige Zeit später geschehen Ereignisse, die sie - so scheint es nun - erahnt haben muss. Für Hille beginnt eine Odyssee, deren Ende mehr als ungewiss ist. Wem kann sie noch vertrauen?
Ein wirklich gutes Buch.
Anspruchsvoll, spannend, fesselnd bis zur letzten Seite.
Besonders erwähnenswert: obwohl die Autorin selber leidenschaftliche Taucherin ist, bietet dieses Buch auch "Nichtwassersportlern" Lesevergnügen satt.