Nancy Geary
Böse Stimmen
Original: Misfortune
Wenn die Reichen und Schönen New Yorks nach Börsen- und Kanzleischluss genug haben vom Schmutz der Großstadt, fliehen sie nach Long Island, um unter ihresgleichen das wahre Leben zu genießen: im Tennisclub, auf mondänen Partys oder in der Luxusvilla.
Rezension:
June
Marion von Schröder gebunden
ISBN 3-547-73113-5
Richard Pratt war bis zu seinem Schlaganfall der großzügige Pate dieser oberen Zehntausend von Southampton.
Nun hat Clio, seine ebenso schöne wie intrigante zweite Frau, das Ruder übernommen. Sie ist ein Biest, das mit einem Lächeln Rufmord begeht und ihre Stieftöchter demütigt.
Niemand ist deshalb eigentlich überrascht oder gar traurig, als sie an einem schönen Sommertag ermordet im Tennisclub gefunden wird.
Natürlich möchte ihre Stieftochter Frances, die junge Bezirksstaatsanwältin, die Untersuchung des Falls übernehmen. Als ihr Chef dies untersagt, ermittelt sie auf eigene Faust. Denn Frances lässt sich nicht von Macht und altem Geld einschüchtern und sie weiß schon lange, dass Geld auch unglücklich machen kann.
Sogar todunglücklich.
Frances Pratt, Staatsanwältin und Tochter eines der reichsten Männer auf Long Island, sucht den Mörder ihrer Stiefmutter Clio.
Zuvor werden dem Leser jedoch ausführlich all die Menschen in dieser Enklave des Reichtums vorgestellt, die gegen die intrigante Frau einen berechtigten Groll hegten:
Frances selber und ihre Schwester Blair, die seit ihrer Kindheit und bis in die Gegenwart unter Clio gelitten haben.
Henry Lewis, der in den exklusiven Tennisclub, das Symbol für die exklusive, weiße, protestantische Gesellschaft, aufgenommen werden möchte.
George Welch, Henrys Freund.
Beverly Winters, deren Ehemann Selbstmord beging.
Aurelia Watson, die Mutter von Frances und Blair, die mit ansehen musste, wie ihre Töchter von Clio gedemütigt und psychisch misshandelt wurden.
Miles Adler, Teilhaber der Firma von Richard und Clio Pratt, dem Clio nach Richards Schlaganfall den Weg zur alleinigen Leitung der Firma verstellt.
Schicht für Schicht enthüllt die Autorin die Hintergründe und Beweggründe der Mitglieder dieser exklusiven Gesellschaft, so wie Frances in der zweiten Buchhälfte immer tiefer in ein Geflecht aus Neid, Habgier, Eifersucht, Angst und Scham eindringt.
Keiner der beschriebenen Menschen passt in eine Schablone, niemand ist glücklich, alle sind zerrissen und gequält. Auch Clio zeigt im Verlauf der Ermittlungen Seiten, die zu ihren Lebzeiten kaum jemand sehen durfte.
Ein spannendes Buch, dessen Hauptfigur und sympathisch fehlerhafte Heldin einem ans Herz wächst.