Paul Maar
Jakob und der große Junge
Oetinger gebunden
Seit der große Junge ihm immer am Stefansberg auflauert, geht Jakob nicht mehr gern zur Schule. Am liebsten würde er überhaupt nicht mehr hingehen. Aber das erlaubt seine Mama nicht.
Rezension:
Miss Sophie
ISBN 3-7891-0573-2
(Kinder ab 6)
Was soll Jakob nur machen?
Wehren nützt nichts.
Der Große Junge ist nämlich viel älter als Jakob und viel, viel stärker.
Da kriegt Jakob eines Tages unerwartet Hilfe.
Und ausgerechnet von einem Mädchen ...
Gewalt in der Schule - oder davor und danach - ist (leider) nicht neu.
Da spielt es auch keine Rolle mehr, in welchem Viertel man zu Hause ist, ob in der Stadt oder auf dem Land .... der eine oder die andere hat mit Sicherheit auch dort entdeckt, dass sich durch das Bedrohen kleinerer Kinder ein schnelle Mark machen lässt.
Was also tun?
Gewalt mit Gegengewalt vergelten?
Das "könnte" durchaus eine Maßnahme sein (wenn zwar keine politisch korrekte, so doch eine, die vor blauen Flecken und leeren Taschen schützt), setzt allerdings voraus, dass körperlich ein Gleichgewicht der Kräfte gegeben ist.
In den Fällen, in denen der "große" Junge auch tatsächlich immer der physisch Überlegenere bleibt, nutzt dies wenig.
Auch der Zusammenschluss mit Freunden ist in der Theorie ein guter Lösungsansatz - lässt aber, wie man hier sehr anschaulich nachlesen kann, aufgrund vielfältiger Hindernisse in der Praxis dann doch gewaltig zu wünschen übrig.
Zum Glück gibt es am Schluss allen Widrigkeiten zum Trotz einen Ausweg. Und dieser hat eigentlich nur am Rande mit Raufen zu tun - er zeigt vielmehr, dass eine Kombination aus Kraft UND Köpfchen letztendlich zum Ziel führt.
Das Schöne an dieser Geschichte mit klaren, ansprechenden Bildern von Philip Waechter ist die Tatsache, dass Autor Paul Maar die Gesamtsituation weder verniedlicht noch eine Friede-Freude-Eierkuchen-Lösung anbietet, wie sie in der Realität leider vielfach nicht durchsetzbar ist.
Und besser als bis zur Volljährigkeit an Mamas schützendem Rockzipfel zu hängen, ist sicherlich die Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins - denn auf diese Weise kann man auch solchen wenig freundlichen Gesellen die Stirn und ordentlich Paroli bieten.
Ein Buch, frisch, die Dialoge lebendig und zuweilen sogar ein bisschen frech, wie man es vom Vater des "Sams" zu einer solchen Thematik nicht besser erwarten könnte.