Das Buch direkt bei Amazon bestellen Uli Aechtner
Programmschluss

Fischer TB
ISBN 3-596-14959-2

Lizzi fristet ihre Tage mit Pralinen vor der Glotze, Doddo verbummelt ihre Freizeit in den Umkleidekabinen von Trend-Boutiquen.
Als Doddos Gatte, ein berühmter Fernsehproduzent, entführt wird, werden die ungleichen Mädels zu einem fast unschlagbaren Ermittler-Team.

Rezension:
Steht Ihnen eine Wurzelextraktion beim Zahnarzt bevor - längere Wartezeit inbegriffen?
Dann kaufen Sie sich dieses Buch, nehmen es mit und Sie werden sehen: Nicht nur die Zeit vergeht wie im Flug, der positive Nachhall dieser amüsanten Lektüre sorgt auch dafür, dass Sie sich die Betäubungsspritze sparen können. Und während Sie beschwingt auf dem Stuhl Platz nehmen, werden Sie außerdem denken: "Wie gut, dass das jetzt keine Gehirnoperation wird ..."
Denn mit einer solchen lässt die Autorin ihren frischen, vom Umfang mit knapp 130 Seiten überschaubaren, Krimi beginnen, bevor der Schauplatz ein ganz anderer wird und zwar das Wohnzimmer der Ich-Erzählerin.
Die Gute - vom Gatten verlassen und daher schwerpunktmäßig an ihr TV-Gerät gefesselt - ahnt nicht, was ihr blüht, als ihre aufgelöste Nachbarin sie um Hilfe bittet, weil ihr Ehemann nebst seiner mit in die Ehe gebrachten Kinder verschwunden ist.
Aber da Lizzy, wenn sie nicht die eine oder andere kulinarische Köstlichkeit aus dem Kühlschrank holt, von Gesundheitsmagazin zu Talkshow zu Tatort zappt, weiß sie natürlich sofort, was zu tun ist: Ein Privatdetektiv muss engagiert und auch gleich durch eigene Ermittlungen unterstützt werden.
Was sich dann in den Vorgärten dieser Frankfurter Reihenhaussiedlung abspielt, welche Geheimnisse Marie, die sich vorzugsweise im "Diana"-Look kleidet, Herr Forst, der Sportlehrer und Jutta aus dem Nagelstudio zu verbergen haben und wie Lizzy so ganz nebenbei zu einer leidenschaftlichen Affäre kommt, das kann man nicht beschreiben, das muss man gelesen haben.
Allerdings erhöht es den Genuss um ein Vielfaches, wenn der Leser selbst einen Fernseher besitzt und diesen auch zuweilen nutzt - erst dann nämlich wird er das Stelldichein von Harald Schmidt, "Für alle Fälle Fitz", Ulla Kock am Brink (auch wenn diese im Eifer des Gefechts falsch geschrieben wurde) und Chicago Hope so richtig zu schätzen wissen. Und bei diesem Staraufgebot kann man die Tatsache, dass Ilona Christen schon seit geraumer Zeit die Talkbühne verlassen hat, auch getrost vernachlässigen und unter dem Punkt "dichterische Freiheit" verbuchen.
Ein spritzig, locker flockiger Roman also, bei dem es zum Ende hin noch einmal so richtig turbulent wird, bevor eine nicht unübel verpackte Auflösung alle Unklarheiten beseitigt. Was aber im Grunde keine so große Rolle mehr spielt, da Handlung und Schreibe durchgängig ein Garant für Spaß und Spannung sind.
Und da sage noch einer, deutsche AutorInnen hätten kein Händchen für die Verbindung von Krimi und Komik ...

Miss Sophie