Das Buch direkt bei Amazon bestellen Kirsten Holst
Wege des Todes

Original: Dodens dunkle veje
grafit TB
ISBN 3-89425-510-2

Auf dem Sterbebett eröffnet der Fabrikant Carl Frederik Bruun seinem Sohn Carl Bruun jun., dass er sich das 12-Millionen-Erbe und ein Sommerhaus in Jütland mit einer Schwester teilen muss, von der er bislang gar keine Ahnung hatte. Sie entstammt einem außerehelichen Verhältnis, heißt Karen Jensen und ist sieben Jahre jünger als Carl Bruun jun.
Bruun jun. hat sich bisher nur als Lebemann hervorgetan und ist als Unternehmer mehrmals gescheitert. Er ist nicht gewillt, sich sein Erbe von einer illegitimen Schwester streitig machen zu lassen, und heuert einen Privatdetektiv an. Er soll Einzelheiten über Karen Jensen in Erfahrung bringen und herausfinden, ob sie schon etwas über das anstehende Erbe ihres Vaters weiß.
Der Privatdetektiv spürt die schüchterne Bibliothekarin Karen Jensen auf. Alles deutet darauf hin, dass sie von ihrem künftigen Reichtum noch keine Kenntnis hat.
Währenddessen beschäftigt sich der vorzeitig pensionierte Kommissar Heyer mit Ahnenforschung. Er ist in einen kleinen Ort ins winterliche Jütland gereist, um etwas über einen Vorfahren zu erfahren, der in ein kriminelles Geschehen verwickelt gewesen sein soll.
Während der Exkommissar versucht, aus den verschlossenen und wunderlichen Dorfbewohnern schlau zu werden, gibt es im Sommerhaus der Bruuns einen Toten. Es ist nicht der letzte ...

Rezension:
Es ist, wie es ist: Kommissar Hoyer will nur etwas gegen seinen Rentnerfrust tun und ein bisschen Ahnenforschung in Jütland betreiben.
Der Schnüffler Beck will nur ein bisschen wie ein dänischer Marlowe sein, hat immer eine Flasche Scotch im Schreibtisch und im falschen Moment die richtige Idee.
Es ist, wie es ist - oder auch umgekehrt, das kommt darauf an.
Die Geschichte von Detektiv Beck wird zur Geschichte von Kommissar Hoyer (oder umgekehrt) - und dann zur Geschichte einer Frau: der unbekannte Erbin des Millionenvermögens des toten Industriellen Bruun.
Und damit sind wir wieder beim Anfang der Geschichte, dem Moment, in dem Bruun junior erfährt, dass da eine unbekannte Frau gibt...
Und wir fragen uns: ist die Bibliotheksangestellte Karen Jensen wirklich so unbedarft wie sie wirkt?
Kann es so sein, wie es ist oder ist möglich, was nicht sein dürfte?
Ein Krimi im angenehmen skandinavischen Parlando, mit dem menschelnden Blick auf die Figuren, den wir bei Mankell und Konsorten so schätzen gelernt haben und einem plot so solide und praktisch wie ein IKEA-Regal.
Die Geschichte ist so, wie sie ist: alltäglich und wie aus der Zeitung gegriffen. Durchsichtig und schwach wird sie immer nur dann, wenn Kirsten Holst sich daran zu erinnern scheint, dass sie eigentlich einen Krimi schreibt und deshalb Genre-Versatzstücke wie den Privatschnüffler Beck einschiebt oder am Ende ein Finale zimmert, für das sie eine ordentliche Abmahnung verdient hätte.

Reinhard Jahn