Das Buch direkt bei Amazon bestellen Robert Cormier
Zärtlichkeit

Original: Tenderness
Sauerländer gebunden
ISBN: 3-7941-4643-3
(Kinder ab 15)

Eric fing mit kleinen Kätzchen an. Es gefiel ihm, sie zu halten und zu streicheln, die zarten Knochen unter dem Fell zu spüren. Zerbrechliche Knochen, die zerknacken und splittern würden, wenn man sie allzu heftig liebkoste...

Dies ist die Geschichte des Eric Poole, eines nach außen hin unauffälligen Jungen, der wegen Mordes an seiner Mutter und ihrem Lebensgefährten in der Jugendstrafanstalt war.
Dafür, dass er noch drei Mädchen auf dem Gewissen hat, gibt es keine Beweise.
Und da ist Lori. Aus dem Fernsehen weiß sie, dass Eric auf freiem Fuß ist. Er fasziniert sie, und Lori lässt nicht locker, bis sie ihm begegnet.
Eric ist irritiert, denn Loris unbefangene Zuneigung ist echt.
Das bringt ihn aus dem Konzept - denn eigentlich müsste er so ein Mädchen doch beseitigen...

Rezension:
Die "Helden" aus Robert Cormiers neuesten Jugendroman sind eigentlich alles andere als das:
Eric ist ein psychopathischer Serienkiller, der aus purer Berechnung seine Mutter und seinen Stiefvater tötete (Minderjährige werden, egal welches Verbrechen sie begangen haben, an ihrem 18. Geburtstag ohne irgendwelche Auflagen entlassen) und auch für die grausamen Sexualmorde an drei jungen Mädchen verantwortlich ist, was ihm allerdings nicht bewiesen werden konnte. Seinen Neigungen frönte er schon in frühester Kindheit, indem er Tiere quälte und tötete.
So ist es um so seltsamer, wenn nicht sogar ziemlich weit hergeholt, dass Lori, eine sehr frühreife Jugendliche, von Eric überaus fasziniert, ja sogar in ihn verliebt ist. Sie versucht alles, um seine Aufmerksamkeit zu erregen und ihn zu treffen.
Die Person Loris ist noch unrealistischer, als die Erics: Lori, die Eric vor Jahren einmal traf, nachdem er gerade einen Mord begangen hatte, erkennt dies schließlich, ist davon aber keineswegs abgeschreckt, nein, sie liebt Eric nur immer mehr. Die Gewissheit, dass Eric ein kaltblütiger Triebtäter ist, und dass er weiß, dass sie sich daran erinnert, scheint sie nicht zu stören.
Aber auch an einer anderen Stelle wird Loris Unglaubwürdigkeit überdeutlich: Sie wacht nachts auf, als Eric mit einem Kissen über ihr steht, um sie, die gefährliche Mitwisserin, zu ersticken. Doch trotz dieser, so meint man, eindeutigen Szene, beteuert sie weiter ihre Liebe und man erfährt einige Seiten weiter, dass sie "tief in ihrem Innersten, da wo es am meisten zählt" weiß, dass er es nicht getan hätte.
Nach diesem Satz ist der - mittlerweile schon ziemlich genervte - Leser endgültig von der unfassbaren Dummheit Loris und der unmenschlichen Grausamkeit und Brutalität Erics, der von einem Polizisten als "Monster" (und da kann man wirklich nur zustimmen!!!) bezeichnet wird, überzeugt.
Die Brutalität, die das ganze Buch durchzieht, ist nicht nur größtenteils wirklich überflüssig (wozu braucht man detaillierte Beschreibungen der ekelhaften Taten Erics???), sondern vor allem für ein Jungendbuch, das ab 13 Jahren sein soll, wirklich unangebracht.
Ein weiteres Manko ist der (welche Überraschung?!!) ebenfalls sehr unrealistische Schluss, der dieses Buch, dessen zentrales Element die Beziehung zwischen Eric und Lori ist, nur noch schlechter macht.
Ein brutaler Roman mit einer unglaubwürdigen Story, den man besser nicht gelesen haben sollte.

Kathrin Hanik